Wir wollten schon immer mal Eisbären in freier Wildbahn beobachten. Und da uns eine Spitzbergenkreuzfahrt, welche sich auch wirklich ins Eisbärengebiet begibt zu teuer war, blieb als einzige sinnvolle Alternative Churchill an der Hudson Bay übrig. Churchill liegt genau auf der Migrationsroute der Bären, welche nach ihrem Sommeraufenthalt auf dem Festland hier an der Küste ab Mitte Oktober auf das Zufrieren der Hudson Bay warten um auf dem Eis auf Robbenjagd gehen zu können. Üblicherweise buchen die anscheinend meist nordamerikanischen Touristen ein Rundum-Sorglos-Eisbären-Watching Paket für >5000 Euro für eine 4-5 Tagesreise ab Winnipeg. Das war uns eindeutig zuviel und wir organisierten den Abstecher an die Hudson Bay auf eigene Faust. Das erste Problem ist, überhaupt nach Churchill zu gelangen. Da es keine Straßenverbindung gibt, bleibt nur der Zug oder das Flugzeug. Der Zug ist (zumindest im Sitzabteil) die günstigere Alternative, benötigt allerdings ab Winnipeg ca. 2 Tage oder alternativ ab Thompson (700km nördlich von Winnipeg) 15h, wohin man auch erstmal fahren muss. Da uns das zu zeitraubend war, entschieden wir uns für den 1,5h Flug ab Winnipeg und hatten das Glück einen Sondertarif für 640,- Euro p.P. bekommen zu haben. So landeten wir am 17.10. früh morgens am Flughafen Churchill: Für den ersten Tag hatten wir uns ein Auto reserviert um die ca. 45 km Straße, welche es hier gibt abzufahren. Wir wurden von der Besitzerin der einzigen Autovermietung zufällig am Flughafen abgeholt und erstmal zum Bärengefängnis gebracht, wo gerade eine "Abschiebung" stattfand. Halten sich Eisbären zu lange in direkter Stadtnähe auf, so werden sie betäubt, 30 Tage ohne Futter im bear jail eingesperrt und dann mit dem Helikopter in ca. 50 km Entfernung wieder frei gelassen. In unserem Fall bekamen hier eine Mutter mit Ihren zwei Kleinen ihre Freiheit zurück. Nach diesem kurzen Schauspiel holten wir unser Auto ab (einen alten, zerbeulten Ford Pick-Up) und brachten zunächst unser Gepäck in die gebuchte Unterkunft, das Bear's Den Bed & Breakfast. Für günstige 150,- pro Nacht bekommt man hier in der Eisbärensaison ein Doppelzimmer mit geteiltem Bad. Dafür wird man von der Gastfamilie herzlich empfangen und man fühlt sich sofort heimisch. Das Teilen von Wohnzimmer, Küche und Bad ist sonst nicht so unser Ding, aber wir hatten Glück auch mit den anderen anwesenden Gästen, und so gab es gemütliche Abende am Kamin. Bevor es aber dazu kam, machten wir uns aber erstmal mit dem Auto auf den Weg. Man gibt sich selbstbewusst im 720 Einwohner zählenden Ort : Wir fuhren die Küste entlang bis zum Ende der Straße, welches an dieser alten Raketenabschussvorrichtung erreicht ist. Andere Sehenswürdigkeiten am Weg waren ein altes Schiffs- sowie dieses Flugzeugwrack, die Miss Piggy. Alles in den Schatten stellte allerdings schon heute die Sichtung der ersten Eisbären (Frau Adlerauge Bandanar sei Dank ) Und als ob das nicht genug wäre, hatten wir am heutigen Abend auch noch Glück mit der fehlenden Bewölkung. Das bedeutet zu dieser Jahreszeit im Prinzip eine Garantie von Nordlichtern in Churchill, auch wenn sie zugegebenermaßen nicht sonderlich stark zu sehen waren. Fortsetzung folgt ... demnächst irgendwann
Wow! Ich hab es ja so gar nicht mit kühleren Temperaturen - aber das ist schon beeindruckend und bekommt eindeutig das Label "Auch sehen wollen"!!!
Hallo Bandanar, Danke für die tollen Bilder. Gerade heute habe ich in der WELT am SONNTAG, im Reiseteil, einen Bericht über die Eisbären in Churchill, Kanada gelesen, wie sie ab und zu auch mal durch die Fenster rein schauen... Von mir aus kannst Du gleich weiter machen Liebe Grüße von der "eisbärfreien" Insel Sylt Gerhard
Da schließe ich mich doch gerne an! Einen Eisbären von so nah habe ich bisher nur im Zoo gesehen, gerade heute nachmittag wieder. Aber auf die Gefahr hin, hier wieder als Stinkstiefel zu gelten: Die Fotos sind toll als Zeugnis, dass Du all das gesehen hast (was sich viele von uns wünschen würden), fotografisch beeindrucken sie mich bisher aber eher nicht. Aber es kommt ja noch mehr! Gruß, Matthias
Und genau dafür sind sie gedacht. Für alles andere fehlt mir vor allem Geduld , Wissen + Können und Equipment. Die Straßen sind zum Beispiel einfach durch die Frontscheibe des Autos geknipst, weil ich keine Lust hatte ständig in der Kälte auszusteigen. Bei den Nordlichtern hatte ich nur ein Stativ der Marke "Chinaschrott" und es herrschte ziemlicher Wind. Die Eisbären waren so eine Sache. Entweder man sitzt mit offenem Fenster im warmen (und dadurch vibrierenden) Auto oder man friert sich draußen die Hände ab und zittert dann. Außerdem bewegen die sich auch noch (und zwar immer in die falsche Richtung) und das Licht ist auch immer zu wenig und aus falscher Richtung und weit weg waren sie auch noch ... Und da ich nicht von der BBC bezahlt werde, ist auch nicht genug Zeit da, 4 Wochen in einem Versteck auszuharren Das erste Eisbärenbild ist ein Ausschnitt einer Aufnahme mit einem Bigma bei 500mm an einer E-M1, ruhig gelagert und mit Selbstauslöser (Stabi sowohl ein als auch aus probiert, Blende unterschiedlich gewählt). Bei allen Varianten in dieser Situation war die Qualität etwa so, wie hier zu sehen - mal etwas besser, mal etwas schlechter. Wenn Du eine Idee hast, wie da Besseres rauskommt, dann wäre ich interessiert dran. (ist übrigens alles jpeg ooc und ich hab auch keine große Lust auf langwierige Nachbearbeitung) Ja, irgendwann diese Woche. Aber fotografische Wunder sind da auch keine dabei.
Du musst Dich doch nicht rechtfertigen, auch und gerade nicht für Deine Ausrüstung. Apropos: Keine Sorge, ich habe auch ein Triopo-Stativ und amüsiere mich königlich über das Gekrähe der "Stativ-Experten" um "Ede Dümbel" und Konsorten. Ich muss allerdings gestehen, dass ich wohl angehalten und ausgestiegen wäre (ohne Eisbär) oder wenigstens das Fenster aufgemacht hätte (mit Eisbär). Na egal, ich bin gespannt auf weitere Fotos. Gruß, Matthias
Hätten wir vorher gewusst, dass man den Eisbären auch mit dem Mietwagen schon so nahe kommt, dann hätten wir die folgenden zwei Tage wahrscheinlich etwas anders geplant. (Im Nachhinein betrachtet war tatsächlich der oben beschriebene erste Tag schon das eigentliche Highlight unseres viertägigen Hudson Bay Abstechers.) Nun, wir wussten dies nicht, und so hatten wir zwei Touren mit dem Polar Rover (oder auch Tundra Buggy oder Crawler genannt, jede der drei Firmen, welche diese Touren durchführen, haben sich einen Namen sichern lassen) gebucht. Dies sind im Prinzip extrem geländegängige, geräumige Busse für 20 - 40 Personen mit riesigen Reifen und einer kleinen open - air Plattform hinten dran. Innen gibts zusätzlich noch einen kleinen Ofen und eine Toilette. Eine solche Tour mit dem Buggy lief wie folgt ab. Gegen 7 Uhr beginnend wurden sämtliche Teilnehmer mit einem normalen Bus im Ort eingesammelt. Dann ging es zur Boarding Station der Buggies etwa 15 km außerhalb. Hier begann dann gegen 8 Uhr die Tour durch die Tundra von welcher wir ungefähr 15 Uhr wieder zurückkehrten. Die gesamte Zeit an Bord des Buggies galt im Prinzip der konzentrierten Eisbärensuche. Nebenbei bekam man dann noch allerlei zur Geschichte Churchills, Fakten zu- und Berichte über teils kuriose Vorfälle mit Eisbären und vieles mehr zu hören. Glücklicherweise hatten wir am zweiten Tag einen anderen Guide, so das sich nicht zu viel wiederholte . Gegen 10 Uhr wurde jeweils eine Kaffee/Kakao - und zur Mittagszeit eine Mittagspause eingelegt. Die Verpflegung ist in den 350,- Euro p.P. pro Tour tatsächlich schon inbegriffen . Im Inneren eines Buggies sieht übrigens so aus: Die Tundra Buggies fahren die meiste Zeit auf alten Wegen, welche einst vom Militär hier angelegt wurden. Hin- und wieder gehts aber auch durch meterhohes, teils gefrorenes Wasser. Das hier war tatsächlich zu durchfahren: Insgesamt ist das schon eine interessante Tour, speziell wenn man eine solche Landschaft noch nie erlebt hat. Leider hatten wir aber an beiden Tagen ziemliches Pech mit dem Wetter. Die Tageshöchsttemperatur betrug -5 Grad und viel schlimmer war noch der Sturm mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h. Schneefall gabs zeitweise leider auch noch. So war es im Prinzip unmöglich die offene Plattform zu nutzen und man war zum Fotografieren auf die geöffneten kleinen oberen Fenster des Buggies angewiesen. Immerhin gabs an beiden Tagen mehrfach Bären in unterschiedlichen Aktivitätsgraden zu sehen und auch ein Polarfuchs kreuzte ziemlich schnell und in einiger Entfernung unseren Weg. Außerdem ist es erstaunlich zu sehen wie gut die Bären im offenen Gelände als Felsen getarnt erscheinen bzw. sich diese im Buschwerk verstecken können. Hier wöllte ich tatsächlich lieber nicht zu Fuß unterwegs sein. Wer das Tundraerlebnis noch etwas erweitern will und einige tausend Euro übrig hat, der kann auch in der Tundra Buggy Lodge, welche nur zur Eisbärensaison hier hinaus gefahren wird, übernachten. Viele Bärenbeobachtungen sind da wohl garantiert. Hat irgendwie etwas von umgekehrtem Zoo. Einige Bilder vom Ort Churchill und Umgebung folgen demnächst.
Also ich finde die Bilder toll. Gerade beim beobachten und fotografieren von Wildtieren hat man ja nicht immer die Zeit und vor allem den Lichtzustand. Und die optimale Inszenierung des Motives (Hintergrund, Beleuchtung, usw.) Ist auch nur schwer möglich. Unter diesen Voraussetzungen sind deine Bilder schwer in Ordnung. Ich habe im Etosha auch Bilder gemacht, die Foto technisch sicher nicht das "Gelbe vom Ei" waren, aber ich war einfach happy einen Löwen oder Elefanten beim schnackseln erwischt zu haben. Und den Leuten zuhause hat es dafür ein Baohhh entlockt. Also weiter so lg nf
Ich finde die Bilder auch toll! Ehrlich gesagt finde ich da nichts auszusetzten, vor allem die ersten Eisbären-Bilder find ich wunderschön!
