Mit dem reinen E-Auto in Urlaub fahren, geht das, macht das Spaß?

Einige habe Erfahrungen damit, alle sprechen irgendwie darüber, wir haben es versucht....

Vorwort:

Wie einigen bekannt sein sollte, bin ich ein Autofan, fahre somit gerne mit dem Auto in Urlaub, fliege ganz gerne, fahre gerne mit dem Schiff, sehe die Bahnfahrt mit gemischten Gefühlen....

Wie einige wissen, „hatte“ ich ein wunderschönes Cabrio, bis meine Hautärztin mir dringend riet, dass ich immer, aber auch wirklich immer mich gegen die UV Strahlen schützen sollte..., dann bei 30 Grad mit offenem Verdeck sich die Sonne auf die Backe brennen zu lassen, macht keinen Sinn...

Nach ganz kurzer Bedenkzeit, entschlossen wir uns, beide Autos zu verkaufen und uns EIN neues Auto nach unseren Wünschen zu kaufen. Und so kam es, unter großen Tränen war das Cabrio innerhalb einer Woche weg...

Es dauerte nicht lange, dass Regina meinte, ach so ein kleines Auto für das Tägliche, das wäre doch schön... Und so kam es, wir kauften uns einen reinen Elektrokleinwagen, nicht neu, sondern genau zwei Jahre alt, (ein Leasingrückläufer), zwei Jahre Garantie vom Markenherstellerverbund und noch sechs Jahre Werksgarantie auf den Akku...., das ganze für 55% unter Neupreis (das nur mal zur Wertstabilität der E-Autos.....)

Die Fakten:

Das zweite Auto war verkauft, nun stand der Sylturlaufb auf dem Programm.....

Die Route/Stationen waren von der Vorderpfalz nach Cuxhaven, dann nach Hamburg, über Norderstedt nach Sylt und auf der Rückfahrt nach Hause war noch ein Stop in Gehrden (bei Hannover) geplant.

Am Ende der Reise waren 2175 km auf dem Tacho, lange genug, darüber nachzudenken, ob das einer Wiederholung bedarf.

Die E-Autos haben eine unterschliedliche Reichweite, unserer zeigt bei voller Ladung rund 265 km Reichweite an. (normalerweise soll so ein Akku zwischen 20 und 80% Füllung bewegt werden, so liest man.....)

Fortsetzung folgt

 

Der Selbstversuch:

Egal, ich lud das Auto zu Hause in der Garage zu 100%, er zeigte tatsächlich morgens 265 Km Reichweite an. Ich fuhr ihn in aller hergotts Frühe aus der Garage vor das Haus, wir gaben in das Navi das Ziel in Cuxhaven ein, natürlich kam ganz schnell die Meldung, dass die Reichweite nicht ausreichend sei, das Navi schlug auch gleich verschiedene Ladestationen vor (super Sache) , aber die Lagen bereits bei 156 km Entfernung.... , nun sah ich, dass die Reichweite bereits auf 185 km gesunken war, Oh, das Auto hat gemerkt, wir haben November, es sind niedrige einstellige Gradzahlen, da ist es vorbei mit maximaler Reichweite.....

Also Los. Beim ersten Halt, wurden wir, nörlich von Frankfurt, auf eine Raststätte mit super großem Parkplatz geführt und fanden tatsächlich eine Schnellladesäule, wohl gemerkt „EINE“. Diese war glücklicherweise frei. So verbrachten wir die nächsten 40 Minuten in der Morgendämmerung im Fahrzeug, legten uns eine Decke über und warteten ab.

Bei etwa 80% ging es weiter. Wieder schlug uns das Navi eine Ladestation in weniger als 200 km vor, die wir bestätigten. Wir wurden auf einen Autohof geführt, dort konnten wir zwischen LKWs unseren Kleinen laden. Ist schon komisch, wenn direkt neben einem eine große Zugmaschine auch geladen wird.

Den nächsten Stop bestätigten wir wieder im Navi und wurden von der Autobahn heruntergeführt, wir meinten, dass das bestimmt wieder ein Autohof ist, allerdings sahen wir keine diesbezügliche Beschilderung....., wir wurden in ein Wohngebiet geführt, das Ziel war eine kleine 11 KW Ladestation am Fahrbahnrand...., das kann man absolut auf Durchreise nicht gebrauchen, wir wollten ja keine 3 bis 4 Stunden stehen bleiben, also wieder zurück auf die BAB und nächste Abfahrt wieder runter, die Suche beginnt.... Es ist daher immer gut noch ein paar Kilometer an Reichweite in Reserve zu haben...

So in etwa ging es weiter, bis wir zu unserem zwei tägigen Stop in Cuxhaven eintrafen, es waren bis jetzt insgesamt vier Ladestationen. Für ca. 650 km 11 Stunden.

Danach ging es in Richtung Hamburg zu unserem nächsten zweitägigen Stop. Der Akku war noch soweit gut gefüllt. Bei der Autofähre bei Glückstadt stellte sich raus, dass es auch mal gut ist, einen Kleinwagen zu fahren, wir wurden durch einen bediensteten Mopedfahrer aus der Schlange gewunken, konnten uns hinten quer auf die Fähre stellen...

Hamburg war wieder wunderschön, auch unser Miniforumstreff zum Abendessen ...

Der Strom reichte noch bis Norderstedt, hier wollten wir meine Nichte besuchen, die sich dort mit Familie niedergelassen hatte. Wir dachten, dass wir dort in Fußnähe laden könnten, aber Fehlanzeige. Keine Ladestation weit und breit, so mussten wir nach unserem Besuch, etwa 8 Minuten auf einem REWE Parkplatz nocheinmal 40 Minuten Pause einlegen.

Jetzt ging es in Richtung Niebüll zur Autofähre nach Sylt. Es stellte sich heraus, dass die Autobahn A7 eine neue Fahrbahndecke bekam, somit war sie gesperrt. Die Zeit drängte, da wir noch rechzeitig den Zug erreichen wollten, denn die Rezeption unser Ferienwohnungsanlage war nur bis 18 Uhr besetzt.

Der Strom wurde langsam weniger, die Zeit drängte immer mehr, also galt es Strom sparen, wir fuhren eh schon in Eco Modus, das heißt, nicht so schnell fahren, die Heizleistung ist reduziert, nicht immer angenehm bei den Außentemperaturen. Wir mussten mehr sparen, machten uns „leichter“ petzten den Po zusammen und schalteten bei jeder Ortsdurchfahrt auf Eco Plus, heißt Heizung aus, Tempo gedrosselt (im Ort eh egal), Decke über die Beine.... So konnten wir tatsächlich an der Zugverladung ankommen, hatten noch etwa 10 Minuten Zeit, um noch für ein paar Kilometer Strom zu laden. An der großen Tankstelle konnten wir keine Ladestation finden, dahinter einen Markt, dort gab es zwei Ladesäulen , wir luden kurz, damit wir nicht ganz „trocken“ auf Sylt ankommen.

Wie gesagt, wir bekamen den Zug und erreichten gegen 17.00 Uhr Westerland. Unsere Wohnung lag in Wenningsted, so fuhren wir dort hin und hatten noch Zeit einzukaufen. Im Navi sah ich schon, dass es bei diesem Edekamarkt Ladestationen gibt. Wir fuhren direkt an die Stationen, es waren acht, sechs davon belegt. Ich führ rückwerts vor eine Säule, schloss unser Auto an, als ich mit Karte den Ladevorgang starten wollte, erschien „defekt“. Also an die gegenüberliegende Säule, diese zeigte „außer Betrieb“ an.....

Nun spazierten vier Herren auf einen Wagen zu, ich fragte gleich, ob sie wegfahren, das bejaten sie und stöpselten in aller Ruhe ihren Wagen ab... Jetzt war ich an der Reihe, gerade als ich meine Karte zückte, kam ein Herr von einem dicken Tesla auf mich zu und fragte „klappt das bei ihnen?“ Ich hielt meine Karte vor das Lesefeld und siehe da, der Ladevorgang begann sofort. Der Herr: „ach sie haben eine Karte, ich musste erst eine App herunterladen, das war sehr kompliziert, aber jetzt klappt es“ Ich bin in diesem Moment mindestens fünf Centimeter gewachsen... (Ich hatte mir vor der Fahrt fünf verschiedene kostenlose Ladekarten besorgt, denn nicht jede Ladesäule akzeptiert jede Karte...)

Bei der Unterkunft gab es auch eine Ladesäule, diese wollte ich ein paar Tage später ausprobieren, Karten gingen nicht, ich sollte mir eine App herunterladen. Das funktionierte auch mit Unterstützung der Rezeptionsdame nicht. Am nächsten Morgen bekam ich von der Dame den Tipp, dass ich in der Dependance, etwa 300mtr. entfernt es versuchen sollte, dort ginge es mit Karte, was eigentlich aus abrechnungstechnischen Gründen nicht sein sollte. Kurz das funktionierte.

Auf Sylt gab es Ladesäulen an Privathäusern, aber öffentliche fast keine. Zum Beispiel wollten wir in Rantum unser Auto an der Kurverwaltung abstellen, zu dieser Jahreszeit ist nichts los, sollte also kein Problem sein, aber außer einem leeren videoüberwachten Parkplatz mit Kassenautomat, war keine Ladesäule zu sehen..., ist schon der Hammer.

Bei Nobellokalen gab ist privat aufgestellte Porscheladesäulen, die jeder benutzen konnte.

Auf der Rückfahrt nach Hause war ein Übernachtungsstop bei Freunden in Gehrden bei Hannover, geplant. Nach einem Aufladestop in einem neuen Autohof fanden wir eine Reihe Schnellladesäulen, 16 von Tesla, davon waren vier belegt und 8 für alle anderen, die alle besetzt waren. Es dauerte nicht wirklich lange, dann wurde eine frei, alles gut. In Gehrden kamen wir dann recht leer an. Ich sagte gleich zu unserem Freund, dass das Auto geladen werden muss. Somit fuhren wir mit Hund zu einer der drei im Navi angezeigten Ladestellen, um dann zurück zu laufen. Bei Esso war eine angezeigt, es gab aber keine, Lidl wollte eine spezielle App, die nächste Tankstelle hatte auch keine.... Somit wollten wir in den Nachbarort fahren, allerdings mit zwei Autos, da der Weg zu Fuß zu weit war. Blöd, denn somit müssten wir das Auto nach dem Abendessen wieder abholen.... Als mein Freund sein Auto aus der Garage fuhr, fuhr ein Nachbar mit einen E-angetriebenem Auto vorbei. Das war die Idee, wir fragten ihn, wo man hier laden könne. Er: "ganz einfach, ihr Freund kann bei mir im Carport laden, ich fahre eh gleich fort". Er stellte gleich sein Fahrzeug raus, ich steckte ihm 20,-€ zu, somit konnten wir das Abendessen genießen, keiner musste mehr fahren...

Am nächsten Morgen ging es auf den Heimweg mit vollem Akku, einmal mussten wir noch nördlich von Frankfurt laden. Das Navi führte uns ab von der BAB, recht weit weg in ein Gewerbegebiet, dort auf ein Firmengelände...., tatsächlich gab es da zwei Ladestellen. Ich stöpselte unser Auto an, als es an das bezahlen ging, wollte der Apparat keine Ladekarte, sonden eine EC oder Kreditkarte und verlangte gleich eine art Grundgebühr... , nein, wieder abgestöpselt.Was jetzt? lt. Navi gab es im Umkreis noch Lademöglichkeiten, was das jeweils ist, sieht man nicht. Also los, irgendwann kamen wir mal wieder bei Lidl an, geht nicht, aber ein Mann, der gerade an der Ladesäule wartete, gab uns den Tipp zu Rewe zu fahren, also wieder weiter weg von der BAB und tatsächlich gab es einige Schnellladesäulen dort, eine wurde gerade frei, so konnten wir tanken und in einem nicht wirklich schönen Markt einen beruhigenden Kaffe trinken.

Bis wir wieder auf der BAB waren, waren über 1,5 Stunden vergangen. Zu Hause kamen wir gut und wieder mit leerem Akku an.

Fortsetzung folgt

 

Fazit:

Kann man mit dem E-Auto in Urlaub fahren? Ja es geht, aber wir freuen uns heute schon auf unseren neuen sehr sauberen Diesel mit großer Reichweite.

Denn das Ganze ist bei weitem noch nicht ausgereift, die heutige Technik ist morgen schon überholt, der Werterhalt dieser Fahrzeuge ist nicht vorhanden (siehe oben), die Infrastruktur ist sehr bescheiden, noch nicht einmal jeder Rastplatz ist entsprechend ausgestattet. Sollte jemand sagen, dass es doch Fahrzeuge mit größerer Reichweite gibt, klar, dann fehlt halt immer ein Tankstopp zwischendurch, das Grundproblem bleibt aber und im Winter erst recht.

Für zu Hause, für die täglichen Besorgungen (dafür haben wir das Auto auch gekauft) ist das eine super Sache, kein Warmfahren, keine Abgase, Platz genug, sehr spritzig, alles gut, aber nicht für weite Strecken geeignet, so unsere Erfahrung.


Liebe Grüße Gerhard

 

Eigentlich wollte ich weiter oben mal ein Bild einstellen, aber ich habe es nicht hinbekommen..., hier haben wir quer auf der Autofähre bei Glückstadt geparkt...



Liebe Grüße Gerhard

 

Herzlichen Dank für deinen ausführlichen Bericht. Er hat mir sehr gut gefallen. Wir haben letztens auch mal mit dem Gedanken gespielt uns ein E-Auto anzuschaffen. Wir kommen aber immer wieder zum gleichen Entschluss, daß wir ein Auto in HH nicht benötigen. Zur Nord- oder Ostsee sind wir in den Sommermonaten ohne Auto sogar besser dran, da es ab ca. zehn/elf Uhr keine Park-möglichkeiten mehr gibt. Car sharing oder Mietwagen wäre für uns eine Option, falls wir mal durch die Gegend fahren möchten.

LG, Christine

 

Hallo Christine, danke für deine Rückmeldung.

Es hatte mir unter den Fingernägeln gebrannt, unsere Erfahrungen wiederzugeben.

So ein Auto wurde für die Großstadt (HH, B, M usw.) geplant, also z.B. für euch, ist dort auch sinnvoll einsetzbar, aber eben nicht für weitere Urlaubsreisen.


Liebe Grüße in den "hohen Norden"

Gerhard

 

Dann muss ich dazu auch meinen Senf geben: Gerade in einer Stadt wie Hamburg, Berlin usw. brauchen wir nun aber gerade kein (eigenes) Auto. Die täglichen Wege machen wir zu Fuß, per Fahrrad, mit Bus und Bahn, notfalls im Taxi. Wenn es unbedingt sein müsste, könnten wir Car Sharing oder Mietwagen nutzen, es war aber fast noch nie nötig. Und so sparen wir viel Geld und Nerven.


Gruß, Matthias

 

Das stimmt auf jeden Fall

Liebe Grüße und noch einen schönen Urlaub Gerhard