So, jetzt sind wir von unserer zweiten Kubareise (nach 2011) zurückgekehrt. Diesmal fällt unser Fazit deutlich nüchterner aus, als nach der ersten Reise. Unsere Route führte von Holguin über Santiago, Baracoa, wieder Santiago, Trinidad, Camagüey, Cienfuegos nach Havanna. Gereist bin ich zusammen mit meiner Frau. Nach einem schrecklichen Flug mit der Billig-Airline Condor (nie wieder!) war ich von der von Touristen nur als Durchgangslager genutzten Stadt Holguin sehr positiv überrascht. Die Menschen sind vergleichsweise freundlich und die obligatorischen Schlepper, Nepper und Bettler lassen sich relativ mühelos abschütteln. Gewohnt haben wir in Casa Particular, also in privat vermieteten Zimmern. In Holguin hatten wir die mit Abstand herzlichsten Herbergseltern - Abschied mit Tränen eingeschlossen, und das nach nur drei Übernachtungen! Es gibt ein paar Restaurants, die allesamt nicht zu empfehlen sind, aber "Mama" war ja Spitzenköchin, und somit wurden wir in unserem Casa bestens verpflegt. (Spezialität der Region ist Fisch in Cocos-Sauce- ein Wahnsinn!!!) Zudem hat Holguin das übliche Nightlife-Programm mit einer sehr guten Casa de la Trova (Music-Hall mit Live-Musik) und diversen Bars und Diskos. Das abendliche Leben findet auf mehreren Plätzen in der Innenstadt, in der Fußgängerzone (Flanieren mit Freunden, gemischten und gleichgeschlechtlichen Partnern oder mit abenteuerlich zurechtgemachten Transen), und allgemein auf der Straße statt. Letzter Modeschrei sind übrigens Extrem-High-Heels, auf denen kaum eine Frau richtig laufen kann. Das ist zwar nichts für die Beine, dafür aber umso mehr für die Lachmuskeln! Weiter ging es erstmalig mit dem Linienbus von Viazul nach Santiago. Die Viazul-Busse sind - wie alle anderen "modernen" Reisebusse auch - Yuton Modelle aus dem Land des aufsteigenden Smog = China. Also Klapperkisten, bei denen nach ein paar Kilometern Laufleistung fast gar nichts mehr heile ist. Trotzdem bietet Viazul die angenehmste und sicherste Art durch das Land zu reisen. Die Busse sind pünktlich, die Fahrer gut ausgebildet und in der Regel ausgeschlafen, ein Beifahrer soll dafür sorgen, dass dem Fahrer keine Fehler unterlaufen. Santiago hat sich seit unserer letzten Reise deutlich verändert - leider zum Negativen. Zwar wurden in der Innenstadt die meisten Straßen mit einer neuen Asphaltdecke überzogen, dabei jedoch die defekten unterirdisch verlegten Wasserleitungen nicht repariert. Die Häuser und Bauten sind noch baufälliger geworden, die Menschen noch ärmer und zu der extremen Bettelei kommt jetzt ein merkbarer Anstieg der Kriminalität. Betrug, Taschendiebstahl und sogar Raub sind indessen leider an der Tagesordnung. Zudem hat die Korruption auf der gesamten Insel deutlich zugenommen, so dass man als Tourist immer häufiger darin involviert wird. Zusätzlich stresst die Luftverpestung in den engen Straßen der Stadt. Die extremen Abgase der uralten Autos und Motorräder (es gibt in Santiago auffällig viele MZ- und Java Rauchbomben) können kaum abziehen und häufig bleibt einem förmlich die Luft weg. Haben wir beim letzten Mal noch die Sehenswürdigkeiten und die Abende in den Casa de la Trova genossen, so würden wir die Stadt indessen lieber meiden. Zudem sind die meisten Museen indessen wegen "Renovierung" geschlossen. Tatsächlich bedeutet Renovierung in Kuba heutzutage, dass Gebäude provisorisch gesichert und Wände und Decken mit Balken abgestützt werden - mehr passiert dann aber nicht! Wieder positiv überrascht waren wir von Baracoa. Diese nette Kleinstadt arbeitet emsig daran, für den Tourismus attraktiv zu werden. Das spiegelt sich auch im Bemühen der Bevölkerung um Freundlichkeit und Sicherheit für die Besucher wieder. Es gibt einen schönen Ortskern mit einer Fußgängerzone und einem von Bäumen beschatteten zentralen Platz vor der Kirche. Etliche Restaurants buhlen um die Gunst der Touristen (trotzdem kocht man in den Casa Particular meist deutlich besser!), und zwei sehr unterschiedliche Casa de la Trova bieten gutes Entertainment. In der "La Rampa" finden auf einer riesigen Dachterrasse teilweise beachtlich professionelle Musikveranstaltungen statt. In der C.d.l.T. direkt neben der Kirche geht es sehr persönlich zu. Hier werkeln abwechselnd nachmittags und abends Entertainer, die auch die verklemmtesten Touristen "mitnehmen" und für ordentlich Spaß sorgen. Die Bands sind durchschnittlich, aber hier dreht sich (fast) alles um das Tanzen. Eine ganze Schar von professionellen Tänzern und Tanzschülern bieten sich (für ein Bierchen, oder auch zwei) an, um die geübten Touristen in Schwung zu bringen und den Neulingen geschickt und mit viel Spaß und Taktgefühl die ersten Erfolgserlebnisse zu verpassen. Wer hier nicht auf seine Kosten kommt, der sollte morgens lieber gleich im Bett liegen bleiben! In Baracoa selbst gibt es keine besonders schönen Strände, diese liegen 10-20 Km außerhalb. Man sollte also Fahrten mit Bussen oder Taxis in Kauf nehmen, dann aber wird man durch ruhige und idyllisch gelegene Strände überrascht. Diese sind jedoch "naturbelassen" und haben mit den weißen, feinsandigen Traumstränden anderer Karibikregionen nicht viel gemein. Trotzdem eignen sie sich gut zum Entspannen und Baden. Auch gibt es ein bescheidenes Angebot an Restaurants und Entertainment in Form von Schnorcheltouren, geführten Wanderungen etc.. Am schönsten ist der nördlich gelegene, aber über eine fürchterliche Straßenpiste erreichbare Manguana-Beach. Achtung: kurz vor Erreichen des Strandes versuchen einen Abzocker zum Chiquita-Beach mit dem Restaurant "Inolvi" zu locken. Dort wird man ordentlich ausgenommen und die Polizei hilft auch noch dabei! Sehr schön ist ein winziger Strand südlich von Baracoa, der Playa Manglito. Hier gibt es ein kleines Restaurant in dem man für kleines Geld gut bekocht wird. Auch sind die Leute hier ziemlich nett und unverdorben. Wer es sich zutraut, der sollte bei Cuba Cars einen 50 ccm Roller mieten. Die Chinaböller stammen von SYM und sind in recht ordentlichem Zustand. Die Tagesmiete beträgt 24 CUC (=US$), 2-4 Tag 20 CUC (…) und die ganze Abwicklung macht einen sehr soliden und seriösen Eindruck. Mit solch einem Scooter, der auch zwei Personen noch ganz ordentlich bewegt, kann man herrliche Ausritte in die wunderschöne, tropische Landschaft unternehmen. Nach weiterem 2-tägigen Zwischenstop in Santiago sind wir dann mit dem Nachtbus nach Trinidad gefahren. Trinidad liegt außerhalb der gut ausgebauten Ost-West-Strecke und deshalb wird man acht Stunden lang über total kaputte Straßen gerüttelt. Wer dabei schlafen kann, der verpennt auch den nächsten Weltkrieg! Der Nachtbus ist leider die einzige Busverbindung, aber die Stadt entschädigt einen für die Strapazen. Im Vergleich zu unserer letzten Reise hatten wir den Eindruck, dass sich die Zahl der Touristen dort vervielfacht hat. Das sorgt allerdings auch für eine stark verbesserte touristische Infrastruktur. Gab es - neben dem kleinen Souvenirmarkt in der Nähe der Iglesia de la Santísima - früher nur wenige Souvenirläden, die alle die gleichen Waren anboten, so hat sich das Angebot quantitativ und qualitativ enorm verbessert. Auch jede Menge Bars, Restaurants und Casa de la Trova gibt es in Trinidad, ganz oben auf der Treppe finden jeden Abend kostenlose Live-Veranstaltungen statt. Die Gagen der Bands werden über geringe Aufschläge auf die Drinks finanziert. So kostet eine Mojito bei einer Durchschnittsband 2,5 CUC. Werden 3 CUC verlangt, so ist das ein Indiz für eine Spitzenband von internationalem Niveau. In der Casa de la Torva von "Artex" - einer staatlichen Kette von Musikhallen und sonstigen Kulturangeboten, die es in nahezu jeder Stadt des Landes gibt - wechseln die Künstler fast stündlich. Hier wird überwiegend Musik und Tanz im Geiste des Buena Vista Social Club dargebracht, also etwas für Nostalgiker und Senioren (ich kann´s nicht mehr hören!). Auch in Trinidad haben wir einen SYM Scooter gemietet und damit tolle Touren in die Umgebung und zum ca. 10 km entfernt liegenden Strand gemacht. In Trinidad herrscht eine deutlich relaxtere Urlaubsstimmung als z.B. im stressenden Santiago. Schnell lernt man hier nette Leute kennen, und so haben wir unseren Aufenthalt von Tag zu Tag verlängert. Schlepper und Abzocker gibt es auch in Trinidad (Taschendiebe natürlich auch!), sie wirken jedoch weniger penetrant als in Santiago und vor allem als in Havanna. Unser nächstes Ziel war Camagüey, eine der größten Städte Kubas und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Camagüey war der einzige Ort Kubas, bei dem wir beim zweiten Besuch ein Gefühl von Fortschritt hatten. Die Stadt rüstet sich mit großem Elan und allgegenwärtiger Bautätigkeit für ihren 700-sten Geburtstag. Das fördert eine Aufbruchstimmung, die sehr gut tut und der Bevölkerung, zumindest dieser Stadt, Optimismus verleiht. Insbesondere die Innenstadt, um Kathedrale und Fußgängerzone herum, profitiert von diesem Aufschwung, aber auch andere historisch bedeutende Stadtteile wirken gut instandgesetzt und ordentlich. Als bedeutende Universitätsstadt hat Camagüey eine bemerkenswerte Künstlerszene und die vielen Studenten geben ein modernes, internationales Flair. Trotzdem herrsch natürlich auch hier überall Mangelwirtschaft, was dem guten Gefühl, welches den Besucher auf Schritt und Tritt begleitet, keinerlei Abbruch tut. Abendlicher Haupt-Touristenmagnet ist die Bar El Cambio, wo man die mit Abstand besten Cocktails mixt und auch viele einheimische Studenten antrifft. Uns sind an keinem anderen Ort Kubas so viele Englisch (und Deutsch) sprechende Kubaner begegnet, was dann auch interessante und weiter in die Tiefe gehende Gespräche und Diskussionen ermöglicht. So erfährt man viel über die momentane Situation des Landes und die tendenziell sehr frustrierte Stimmung, gleichzeitig aber auch über die teils unrealistischen Vorstellungen von westlichen Lebensumständen und Gesellschaftsformen. Auch der technologische Rückstand des Landes beeinflusst die z.T. absurden Vorstellungen vom Leben in Übersee. Auch in Camagüey gibt es Casa de la Trova, bzw. Casa de la Musica, wir sind jedoch aus oben genannten Gründen meistens in der Bar El Cambio versackt, können also dazu nicht viel sagen! Am wunderschönen historischen Plaza Del Christo gibt es mehrere ausgezeichnete Restaurants, ebenso eines am Plaza del Carmen, wo sich auch das Atelier der bedeutendsten lebenden Künstlerin der Stadt, Martha Jimenez, befindet. Sowohl hier, als auch bei anderen Künstlern der Stadt, z.B. in der Galeria Oscar Lasseria in der Calle Tomás Betancourt 307, hätten wir gerne ein paar Tausend Dollar ausgegeben (wenn das Geldverdienen nicht so schwer wäre)! Nach kurzer Busfahrt sind wir dann in Cienfuegos angekommen, wo uns bereits ein "Abholkommando" unser verehrten "Grand Senora" Martha Peña erwartete. Sie besitzt ein schönes Haus in der Innenstadt, mit Patio, großen Räumen und gepflegten Badezimmern. Cienfuegos gilt als touristisch unerschlossen, was man allerdings aufgrund der vielen Reisegruppen und Individualtouristen nicht ganz nachvollziehen kann. Die Kleinstadt wirkt sehr gepflegt, hat einen schönen von Bäumen gesäumten Prado, eine "moderne" Fußgängerzone, einen großen Plaza Central mit Kathedrale, Museen und einer magnetisch wirkenden Bodega. Es gibt eine völlig ausreichende touristische Infrastruktur und einige bemerkenswerte Künstler von internationalem Format. Die tollsten Gemälde auf dieser Reise haben wir bei einer großartigen jungen Malerin gefunden, deren Visitenkarte leider verloren gegangen ist. Sie hat ihr Atelier wenige Häuser neben dem Restaurant "El Lobo". Wie bei unserem ersten Besuch haben wir in einem privaten Restaurant, dem "El Lobo", im unteren Bereich des Prado, gegessen. Anhand der unzähligen Graffities im Gastraum kann man unschwer erkennen, dass dieses Paladar bei ausländischen Touristen sehr bekannt und beliebt ist. Das Essen ist sehr gut, spottbillig und die Portionen sind riesig. Einzig bei der Spezialität des Hauses, einem panierten Fisch-Schweinefleisch-Cordon-Bleu, wird meiner Meinung nach mit der Menge der Zutaten deutlich übertrieben. Den letzten Teil unserer diesjährigen Kuba-Reise haben wir nicht im Viazul-Bus, sondern mit einem angeblichen privaten "Taxi" angetreten. Der Preis war der gleiche und wir haben uns so ein paar Foto- und Kaffee-Stops unterwegs erhofft. Nachdem uns unser Fahrer noch einen weiteren Fahrgast unterjubeln wollte, was wir jedoch abgelehnt haben (4 Personen und reichlich Gepäck in einem Peugeot 305 waren uns dann doch zuviel und außerdem gegen unsere Abmachung) verlief die Fahrt erwartet angenehm. Der Fahrer bemühte sich in verständlichem Spanisch mit uns zu kommunizieren und die Auto-Pista war relativ heile. Kurz vor Havanna wurde der Mann jedoch merklich nervös und bat uns, alle Utensilien, wie Sonnenbrillen, Hüte etc., die uns zu schnell als Ausländer entlarven konnten, abzulegen. Dann wurden wir von der Polizei gestoppt und unserem Fahrer fingen die Knie an zu schlottern. Es gab ein Hin und Her, der Mann kramte Papiere hervor und bat uns schließlich um einen Vorschuss von 5 CUC. Immer noch total mit den Nerven am Ende setzte er schließlich die Fahrt fort und erklärte uns, dass er als Fahrer eines Behördenfahrzeugs gar keine Passagiere mitnehmen durfte und dass die 5 CUC Schmiergeld die glimpflichste aller denkbaren Strafen waren. Willkommen in Havanna! Bisher waren die uns bereits bekannten Casa Partikular sehr gut (s.unten), einige bisher unbekannte hervorragend und andere relativ mies. Was uns jedoch in Havanna in dieser Hinsicht erwartete, war ein Baustein in unserem wirklich vergurkten Havanna Aufenthalt! Da das uns bereits von früher bekannte und geschätzte Casa Dasy indessen umgezogen und telefonisch nicht erreichbar war, hatten wir uns auf die Beschreibung im "Michael Müller" Reiseführer verlassen und ein Casa wenige Meter neben dem Prado reserviert. In einer total heruntergekommenen, verdreckten Seitenstraße betraten wir nun ein vierstöckiges, extrem schmales Gebäude zwischen Ruinen. Die Zimmer (eigentlich kleine Appartements) waren heruntergewirtschaftet, muffig, die Betten eine Katastrophe, Sanitär- und vor allem Elektro-Installationen bedenklich bis gefährlich. Die Gastgeber sehr bemüht aber total überfordert. Nach der ersten schlaflosen Nacht bekamen wir eine zweite, nur minimal bessere Kammer, waren dennoch irgendwie froh, nicht noch auf große Zimmersuche und aufwändigen Umzug gehen zu müssen. Kurz: Die Herberge war ein Mega-Flop - danke, Herr Müller!. Bei eher durchwachsenem Wetter machten wir uns dann auf den Weg, Fotos, die wir auf der vorherigen Reise geschossen hatten, an die entsprechenden Leute zu bringen. Das ist in der Regel ein Riesen-Spaß, zumal die Betroffenen mit so etwas niemals rechnen. So waren diverse Bar-Keeper, Profi-Touristen-Motive (der Mann mit der Zigarre auf dem Plaza de la Cathedrale, den jeder Tourist gezwungenermaßen für einen CUC fotografieren "durfte"), Komparsen und Musiker völlig begeistert und wir plötzlich deren beste Freunde. Das passieren der Calle Obispo, des Plaza de la Cathedrale, der schön restaurierten Straßen der Innenstadt, der Gegend um das Capitolio herum, eigentlich ganz Havannas, wurde indes zu einem einzigen Spießruten-Lauf! Hatten wir noch schöne Erinnerungen an unseren letzten Besuch der Stadt, so wurden wir diesmal von dem desolaten Zustand von Gebäuden, Straßen und Plätzen erschlagen und von unzähligen Bettlern, Schnorrern, Betrügern und Schleppern bedrängt. Das ganze in einer extrem aggressiven Atmosphäre, wie wir sie bisher auf keiner unserer vielen Reisen erlebt hatten. Dass man in Kuba für alles - wirklich alles! - übertriebene "Gebühren" bezahlen muss, war uns indessen ja vertraut geworden. Die Vehemenz und Unverfrorenheit jedoch, hat uns die Tage in Havanna ziemlich verhagelt und dem ansonsten sehr schönen Urlaub einen schlechten Stempel aufgesetzt. Als wir bei einem kleinen Mojito-Stop in einer einfachen Bar plötzlich von einer aufgeregten Deutschen gefragt wurden, was wir für unseren Drink bezahlt hätten, da erkannten wir sofort, dass sie einem Schlepper auf den Leim gegangen war. Wir zahlten 2 CUC für den Drink, sie 6 CUC. Da nutzte auch kein Lamentieren, denn Schlepper und Barkeeper teilen sich für gewöhnlich den "Gewinn". Kurz darauf brachte der Schlepper erneut Touristen in die Bar, die nun von meiner Frau gewarnt wurden. Sie verließen daraufhin umgehend das Etablissement und wir hatten nun ein Problem! Der so um seine Beute geprellte Schlepper richtete seine Wut gegen uns und wir konnte nur durch Intervention des Barbetreibers, und dank weiterer passierender Opfer denen der Schlepper nun hinterherlief, entkommen. So und so ähnlich gingen die Tage in Havanna für uns weiter - eine Fähr-Überfahrt zum Fort sollte 4 CUC, statt der üblichen 10 Cent, kosten, für Toilettenbenutzung wird generell 1 CUC erwartet (nie mehr als 10 Cent bezahlen, zumal die Dinger total verdreckt sind!), Roller-Parken kostet - sogar in der Wildnis - 1 CUC ("unbewachte" Fahrzeuge werden unter Garantie beschädigt!), Rechnungen in Restaurants, Bars und Geschäften weisen grundsätzlich erhebliche "Rechenfehler" auf, etc.. Seit dem Wegfall Hugo Chávez´ als großzügigen Sponsor, ist das Land definitiv am Ende, die kümmerlichen Reformversuche kommen Jahre zu spät und greifen nicht. Die immer da gewesene, allgegenwärtige Korruption, der Mangel an Allem, die Verlogenheit der Ideologie und das jahrzehntelange Fehlen der Notwendigkeit, sich selbst helfen zu müssen, all das hat Kuba in eine bedenkliche Krise gebracht. Der Tourismus ist die einzige Geldquelle des Landes, und diese wird nun brutal angezapft. Nachhaltigkeit ist eine völlig unbekannte Größe und so riskiert man, diese Geldquelle auch noch zu verprellen. Grundsätzlich sollte man auf keinen Fall mit irgendjemandem mitgehen, der einem ein gutes Restaurant, eine Bar, eine Unterkunft, Taxi, Bus oder sonstwas zeigen will. Man wird diese Leute nicht mehr los, und aus der Tatsache, dass man ein paar Worte mit denen gewechselt hat, leiten sie unweigerlich einen Anspruch auf horrende Provisionen ab. Kubaner, die einen auf der Straße ansprechen, sollte man ignorieren, notfalls unfreundlich oder gar grob. Solch ein Verhalten widerspricht völlig unserer Art mit Menschen umzugehen, in Kuba hat man jedoch keine andere Wahl! Wir sind vor zwei Jahren nach Kuba aufgebrochen, weil wir das Land, die Menschen und ihre Kultur noch erleben wollten, bevor Millionen von Amerikanern die Insel stürmen werden - ob als Touristen, Geschäftemacher oder ideologische "Befreier". Seit wenigen Wochen sind die Amerikaner da - zwar noch in überschaubarer Anzahl, aber schon mit normalen Touristenvisa ausgerüstet per Direktlug aus Miami Florida! Das war´s dann wohl für uns - alles Gute, Kuba! Hier noch ein paar Adressen, die wir empfehlen können: Casa Particular: Lourdes Y Eduardo Calle Mártires No. 12 80100 HOLGUIN Casa Rosi Calle Félix Ruenes No. 6 Baracoa Martha Peña Calle 39 No. 5807 Cienfuegos Casa Osmary Alberto Calle Miguel Calzada (Borrell) 114 Trinidad (Casa Particular und Spitzenrestaurant in einem!) La Sobrina de El Chef Calle Camilo Cienfuegos 181 Trinidad Restaurant: El Lobo Calle 37 No. 4226 Cienfuegos
Danke für diesen Reisebericht, ich fühlte mich fast so, als wäre ich mit dabei gewesen. Alles in allem klingt dein Bericht sehr ernüchternd. Ich habe mir schon vorgestellt, dass dort viel Korruption und "Schleppertum" auf den Touristen wartet, aber dass man vor Allem in größeren Städten derart ausgenommen wird, stimmt mich traurig. Meinst du, dass die USA-Touristen Kuba stürmen und alles noch schlimmer wird? Oder gibt es vielleicht noch Hoffnung, dass ich in ein, zwei Jahren dort herum reisen kann? Danke in jedem Fall für deinen Bericht, der liest sich wirklich gut.
Ich hatte schon gleich bei den ersten amerikanischen Touristen, denen ich dort begehet bin, den Eindruck, dass sie kamen, um endlich Kuba wieder "heim ins Reich" zu holen. Ich sah mich sofort genötigt klar zu stellen, dass ich kein Amerikaner wäre und mit denen nichts zu tun hätte! Eine Szene, die ich nie vergessen werde: Eine Gruppe großgewachsener Amerikaner besichtigte in Havanna die Festung Castillo de los tres Reyes del Morro. Oben, an einem Aussichtspunkt, stand ein uniformierter Soldat und schob Wache. Einer der Amis stürmte auf ihn zu, schüttelte dem verdutzten Mann die Hand und sagte: "Vielen Dank für das schöne Land. Kuba ist so ein wunderschönes Land, vielen, viele Dank! Du kannst Stolz sein auf dieses schöne Land!" Der Soldat grinste verlegen und man sah ihm an, dass er zumindest das Wort "Kuba" verstanden hatte. Dann fragte ihn der Ami tatsächlich, ob er Soldat wäre! In einer grünen Uniform, mit geschulterter Knarre! Ich sah mich genötigt meinen Senf dazuzugeben und klärte auf, dass es sich um einen Eisverkäufer handelte. Grüne Uniform bedeutete: Waldmeister Eis, weiße Vanille und rote Erdbeereis. Heute wäre Waldmeister dran. Der Ami sah mich völlig erstaunt an und sagte: "Oh, i´m sorry!" Die Gruppe zog weiter, ohne ein Eis zu bestellen und ohne zu begreifen, dass ich sie veräppelt hatte. Wenn es sich erst einmal herumgesprochen haben wird, dass man als Amerikaner in kürzester Zeit auf die Insel fliegen, und dort den großen Macker spielen kann, dann wird Mallorca vergleichsweise eine einsame Traum-Insel sein. Wenn Du Dich für Kuba interessierst, dann beeile Dich! Gruß Andreas
Haha! Waldmeister!! Ich lache mich schlapp, obwohl das doch eher zum Kopfschütteln ist. Ich kann mir die Situation richtig gut vorstellen. Was mag so ein Flug von USA nach Kuba denn kosten? Vielleicht wird das ja echt zum USA-Mallorca. Wäre zwar etwas nervig für "Entdecker", aber vielleicht würde sich das gut auf die Infrastruktur auswirken... oder die Schlepper würden noch erfolgreicher... Ich wurde mal in London von Amerikanern nach dem Weg gefragt und antwortete denen, dass ich als Deutsche selbst nicht ortskundig bin. Die fragten mich daraufhin, wie es Hitler denn ginge?! Weil ich mich etwas veräppelt fühlte, sagte ich dann trocken, dass der seine Rente in Neuschwanstein genießt und jeden Mittwoch Autogramme gibt - und als ich bemerkte, dass die mir das geglaubt haben, tat es mir fast schon leid.
Ich habe noch drei Nachträge: 1. Noch eine Warnung In Orten mit Tourismus werden verstärkt falsche CUC-Banknoten in Umlauf gebracht. Da die Scheine nicht besonders gut gemacht sind, werden diese in unübersichtlichen Situationen, wie z.B. bei Souvenirverkäufen, im Gedränge und bei schlechter Beleuchtung oder in hektischen Situationen, zwischen echte Scheine gesteckt. Ist uns in Trinidad auf dem Souvenirmarkt passiert. Weder Banken noch Polizei interessieren sich dafür! Wir wurden nur gefragt, ob wir die (10 CUC) Banknote selber wegschmeißen wollten, oder ob es die Polizei oder Bank tun soll. Die ziehen die Blüten nicht einmal ein! 2. Unfreiwillige "Trinkgelder" Dass die Busfahrten mit Viazul gut organisiert sind, habe ich ja schon geschrieben. Dazu gehört auch, dass vor Fahrtantritt das Gepäck gesondert angenommen, mit einem Luggage Tag versehe und durch das Personal im Bus verstaut wird. Diese Dienstleistung ist im Ticketpreis enthalten, was die Leute an den Gepäckschaltern (oder auch direkt am Bus-Gepäckfach) nicht davon abhält, wie selbstverständlich 1 CUC extra zu verlangen. Auf Nachfrage hörten wir, dass das ein "Geschenk" und so üblich wäre! Manche Busse transportieren in der Saison mehrere Hundert Touristen am Tag. Man kann sich ausrechnen, was für ein fetter Nebenverdienst da zusammen kommt! Mit solch unangemessenen "Trinkgeld"-Forderungen wird man auf Schritt und Tritt konfrontiert. 3. (mal etwas Positives!) Souvenirs in Havanna Es gibt einen relativ neuen Souvenirmarkt in einer der Hallen im Hafen, in der Nähe des Fähranlegers zur Festung Castillo de los Tres Reyes del Morro. Vor der Halle stehen mehrere alte Dampf-Loks als Dekoration. Der Souvenirmarkt ist ziemlich groß und das Angebot ist wesentlich vielseitiger, besser und preiswerter als an anderen Orten der Stadt. Hier sind die Preise in der Regel reell, einige sogar richtig günstig! So kann man echte Panama-Hüte aus Ecuador in einer durchaus passablen Qualität für 25 CUC (= US$) kaufen, ein gut gearbeitetes Holz-Conga-Paar, 10" + 11", sollte 300 CUC kosten. Dies ist auch der einzige Ort Kubas mit einer relativ sauberen Toilette mad5 und ein gutes Restaurant/Café ist auch vorhanden. Gruß Andreas