Das erste Mal im Etosha NP - ein Reisebericht

Dieses Thema im Forum "Restliches Afrika Forum" wurde erstellt von Roland, 3. März 2019.

  1. Roland

    Roland Jungfuchs

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    Ein Hallöchen in die Runde. Mein Name ist Roland, ich bin der Neue hier. Wir waren letzten Oktober das erste Mal in Namibia und was wir dort so erleben durften, möchte ich in einem kleinen Reisebericht euch schildern.

    Viel Spaß dabei!



    "Namibia? Safari auf eigene Faust? Ohne Reisegruppe? Wilde Tiere, giftige Schlangen, Malaria - sagt mal, seid ihr lebensmüde?", so der Tenor von Verwandten und Freunden als wir über unsere Urlaubspläne erzählten. Klar, diese Worte blieben nicht ohne Wirkung. Aber manchmal können Warnungen auch Motivation sein. Der Wunsch mal unbekanntes Terrain allein zu betreten war einfach stärker. Also los ging's mit Lesen von Reiseberichten und Durchstöbern einiger Internetforen. Nach Wochen der Recherche stand die Tour dann irgendwann fest: 8 Tage Namibia mit dem Highlight "Etosha National Park". Danach Weiterflug nach Kapstadt.

    Nach 10 stündigem Nachtflug kamen wir in Windhoek, der Hauptstadt Namibias, einigermaßen munter an. Zum Glück war der Flieger nicht voll und einige Mittelreihen leer, so dass wir dort eine Mütze Schlaf nehmen konnten. Nach der Landung und der nervigen Einwanderungsbehörde stand der SUV, den wir über Hertz gebucht hatten, vollgetankt am Start. Die Formalitäten waren schnell erledigt. Nun war Konzentration gefragt, denn der fast neue Toyota musste auf der ungewohnten linken Straßenseite seine Kilometer schrubben. Im Flieger hatte ich schon mal "Probefahren" geübt. Nach 250km Teerstraße erreichten wir am späten Nachmittag das 'Bush Pillow'. Ein Poolbad erfrischte uns dort und das Wildessen im 'Casa Forno' war ein erster Kontakt namibianischer Kochkunst. Erschöpft, aber glücklich fielen wir wie nasse Säcke in die Federn. Morgens in Otjiwarango machten wir beim Superspar halt, luden Getränke, Lebensmittel und Süßigkeiten ins Auto. Gut so, denn im Park sind die Einkaufsmöglichkeiten doch sehr übersichtlich. Nach weiteren 165km erreichten wir das Andersen Gate, den südlichen Eingang des Etosha Parks.

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    Fortsetzung folgt.
     
  2. Bluetenglanz

    Bluetenglanz Reisefuchsforum Legende

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    Wie schön, hier reise ich gerne virtuell mit! Namibia steht schon lange auf meiner Wunschliste - leider möchte mich niemand begleiten.
     
  3. Roland

    Roland Jungfuchs

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    Freut mich Blütenglanz, dass Du in den Etosha-Zug zugestiegen bist. Bin leider etwas erkältet und das Bildereinstellen dauert. Die Fahrt geht gleich weiter.

    Roland
     
  4. Roland

    Roland Jungfuchs

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    Gespannt waren wir auf unser 'Waterhole Chalet' in Okaukuejo, das wir vor Jahresfrist gebucht hatten. Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Ganze 70 Schritte bis zum Wasserloch und wirklich toll eingerichtet - war aber auch nicht für 'nen Appel und 'n Ei zu haben. Auto entladen und ab zum Wasserloch. Dort war schon Tumult, denn eine Herde Elefanten mit ihren Nachwuchs war gerade angekommen und sorgte für die ersten interessanten Shoots. Kaum zu glauben, der erste Gang zum Wasser und schon volles Haus... Was sollte das noch werden. Klar am Ende der Trockenzeit (Oktober) sind die Tiere abhängig von den noch nicht ausgetrockneten oder künstlich bewässerten Wasserlöchern. Die Chancen, die breite Palette vor die Linse zu bekommen, sind groß. Nach dem Dinner - die Waage neigte sich eher zur Preis- anstatt zur Leistungsseite - nahmen wir am Wasserloch Platz. Hier ging es sehr dezent zu. Alle Anwesenden verhielten sich still und beobachteten mit leuchtend großen Augen am beleuchteten Nass Zebras, Springböcke, Giraffen, Oryx und andere Antilopen.

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    Jeden Abend war hier großes Kino. Elefanten, eigentlich für ihren gemütlichen Gang bekannt, kommen kurz vor dem Wasserloch auf eine Geschwindigkeit, die Olympiasieger Usian Bolt erblassen lassen würde. Die späte Stunde ist oft die Zeit der Rhinos. Die vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashörner können im Etosha auf eine gesunde Population verweisen. Sie sorgen manches Mal für Stimmung mit ihrem Schnaufen beim Partnerbuhlen. Besonders "Heinz, der Schöne", mit seinen zwei imposanten Hörnern versuchte oft bei den Kühen zu landen.

    Fortsetzung folgt
     
  5. Roland

    Roland Jungfuchs

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    Ruhig wird es am waterhole, wenn Löwen zum Saufen kommen. Viele Tiere suchen dann das Weite. Am letzten Abend - drei Löwinnen und ein Pascha hatten sich niedergelassen - dauerte es gut eine Stunde ehe vier durstige Giraffen auf der gegenüberliegenden Seite ihre Zungen in das Nass steckten. Giraffen sind sehr vorsichtig und ängstlich. Das hat einen guten Grund. Um Saufen zu können, müssen sie ihre Vordergliedmaßen weit auseinander strecken. Das ist für die bis zu 6m großen Tiere nicht ungefährlich, denn es braucht schon eine gewisse Zeit wieder aufrecht stehen zu können. Das wissen die Raubtiere. Und aus der zu diesem Zeitpunkt friedlich ruhigen Atmosphäre wurde plötzlich eine gefährliche. Denn die drei Löwinnen griffen wie aus dem Nichts die Giraffen an und teilten die Gruppe. Eine einzelne Giraffe galoppierte mit Volldampf aus dem Lichtkegel und die drei Löwinnen hinterher. Wir hörten noch etwa fünf Minuten Getrappel, dann war plötzlich Totenstille. Weitere Minuten später brüllten die Löwen ewig in die Nacht hinein...
     
  6. Roland

    Roland Jungfuchs

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  7. Roland

    Roland Jungfuchs

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    Den großen Tierherden, die abends zu den Wasserlöchern kommen, begegneten wir tagsüber auf unseren selbstorganisierten Safaritouren. Es ist schon imposant und auch ein wenig kribbelig, wenn du plötzlich mehreren mit den riesigen Ohren wedelnden Elefanten gegenüber stehst. Die richtige Distanz ist hier das Zauberwort und friedlich marschierten die Dickhäuter in Reih' und Glied an uns vorbei. Als wir Richtung der Etosha Pfanne fuhren, trafen wir auf große Gnu-, Oryx-, Zebra-, Kudu-, Springbock- und Elandherden. Die Pfanne, vom Flieger aus als großer weißer Fleck zu sehen, ist ursprünglich ein See gewesen. Der Untergrund besteht aus Salz und Kalk. In regenreichen Jahren füllt sich die fast 5 km² große Pfanne etwas und zieht tausende von Vögeln an. In der Trockenzeit dient sie den Tieren zum Salzlecken.
     
  8. Roland

    Roland Jungfuchs

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    Die zweite Station im Park war für uns das Halali. In der 'Honeymoon Suite' blieben wir für eine Nacht. Uns gefiel das Okaukuejo insgesamt besser. Das Wasserloch hier aber ist kleiner und näher an den Sitzmöglichkeiten. Man sitzt auf Steinen oder einzelnen Bänken und kann durch die Nähe und die gute Beleuchtung sehr gut fotografieren. Die Temperaturen näherten sich der 40° Marke und trotz der trockenen Luft lief der Schweiß. Dafür wurden wir mit dem Besuch von Zebras, Giraffen, Antilopen, Hyänen, Schakalen, einer Elefantenherde und Rhinos belohnt. Was wir bislang noch nicht zu Gesicht bekamen, waren Leoparden und Cheetahs (Geparden).
     
  9. Roland

    Roland Jungfuchs

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    Auf dem Weg zum 'Namutoni Camp' sahen wir unter einem Baum einen riesigen alten grauen Elefanten. Offenbar ein Einzelkämpfer. Bislang der größte Dickhäuter, den wir erblickten. Dies berichteten wir einem Guide, der dann in Richtung des alten Bullen davon fuhr. Aber zuvor gab er uns einen Tipp, wo Cheetahs möglicherweise zu beobachten wären. Leider erfolglos fuhren wir diese Spots ab. Im 'Namutoni Camp' mussten wir schon große Schritte machen, um nicht auf unsere langen Gesichter zu treten. Ich glaube, Oscar Wilde sagte einmal: "Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende". Also drehten wir noch eine Autorunde um das Camp, um anschließend zum Ausgang des Parks, dem 'Von Lindequist Gate' zu fahren. Man glaubt es nicht, bereits nach 2 km hatten wir das "Ende" erreicht, denn unweit des Schotterweges erkannten wir unter einem Baum Cheetahs. Eine Mutter mit ihren drei Jungen, die nah aneinander lagen. Wir fuhren langsam heran. Doch die Katzen nahmen keine Notiz von uns. Umso besser. Wir hatten also ausreichend Zeit um die schnellsten Säugetiere auf dem Land (bis 120km/h) richtig in Szene setzen zu können.

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  10. Roland

    Roland Jungfuchs

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    Etwa 20 km vom Gate entfernt liegt die 'Emanya Lodge', eine stylisch elegante Luxusanlage in weiß. Verwöhnen pur ist dort das Motto. Nach den doch sehr anstrengten letzten Tagen eine Idylle zum Relaxen. Wir wären gern noch eine Nacht länger geblieben, aber der Flug von Windhoek nach Kapstadt war fix. So ging es über Warterberg 'Valley Lodge' zurück nach Windhoek 'Montebello Guesthouse'. Im 'Joe's Beerhouse' genossen wir das letzte Dinner in Namibia.

    Das doch anfänglich bestandene Fracksausen auf eigene Faust den Etosha NP zu machen, verflog schnell. Wenn man gewisse Safari-Regeln beherzigt ist es ungefährlich. Malaria ist in der Trockenzeit kein Problem. Wir haben im Park nicht eine Mücke gesehen, hatten aber einige Sprays dabei. Die Lodges waren sauber und für die Wildnis top eingerichtet. Wir schauten jedes Mal vor dem Einzug unter die Betten. Denn im ersten Park erzählte uns eine junge Frau und zeigte dabei auf ihren Fuß, dass sie eine Schlange im Zimmer gebissen hätte. Gott sei Dank war es keine Giftschlange. Der über 22.000km² große Etosha - Öffnungszeiten: Sonnenaufgang- bis Sonnenuntergang - hat uns gewaltig beeindruckt. Hautnah ist die Beobachtung der afrikanischen Tierwelt dort möglich. Wenn du langsam die vielen verschiedenen Wege fährst und ein gutes Auge hast, dann wirst du mit Tieren in freier Wildbahn belohnt. Und abends am Wasserloch bei einem Glas Rotwein die vielen Tiere und deren Aktionen zu beobachten - das hinterlässt Bilder, die du nie vergessen wirst...


    Video zum Reisebericht hier

    Zuerst bitte in youtube Einstellrad (unten rechts) auf 1080P stellen!
     
  11. Gusti

    Gusti Reisefuchsforum Legende

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    2.072
    Sehr schön, tolle Bilder!

    Und herzlich willkommen hier im Forum.

    LG
    Gusti
     
    Roland gefällt das.
  12. Roland

    Roland Jungfuchs

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    Danke Gusti,

    freue mich, dass es dir gefällt. Ein Video zum Reisebericht gibt es auch:

    Gruß
    Roland
     
  13. naturefriend

    naturefriend Reisefuchsforum Mod

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    Hallo Roland, da kommen alte Erinnerungen hoch.
    Ich war im Oktober 2002 im Rahmen einer längeren Reise durch SA, BOT, ZIM und NIG dort. Nur sind wir genau umgekehrt, also von Nord nach Süd gefahren. Aber das Nashorn von Okaukuejo hab ich fast identisch fotografiert.
     
  14. Umi

    Umi Reisefuchsforum Legende

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    Beiträge:
    2.622
    Hallo Roland,

    wunderschöne Fotos, die auch bei mir Erinnerungen wecken.

    Herzlich willkommen im Forum.

    Gerhard
     
  15. Bluetenglanz

    Bluetenglanz Reisefuchsforum Legende

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    Und auch wirklich schön geschrieben, ich hab ein paar Mal geschmunzelt. :) Da hattet ihr ja wahnsinniges Glück mit den Tieren! In Kenia war ich nicht so erfolgreich wie ihr.

    Bin gespannt, wie es in Kapstadt weitergeht.
     
  16. Roland

    Roland Jungfuchs

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    1. März 2019
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    21
    Danke für die Blumen.

    @ naturefriend
    Ja, das Nasenhorn nimmt mittlerweile Geld :smilewinkgrin3:. Nein, das war im Halali, dort gibt es eine schmale Insel. Aber es ist doch schön, wenn alte lieb-gewonnene Erinnerungen wieder erwachen.

    @ Bluetenglanz
    Leider habe ich dazu keinen Bericht geschrieben, nur ein Video gemacht.

    Gruß
    Roland
     
  17. naturefriend

    naturefriend Reisefuchsforum Mod

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    1. Januar 2011
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    @Roland
    Wo das genau war, weiß ich nimmer (war schon 2002), aber ich hab damals auch so ein ähnliches Foto geknipst. Nashorn im Scheinwerferlicht, war übrigens unser Einziges.
    6 Jahre später, im Senegal, hatte ich dann bei einer Safari per Pedes, dass Glück, bis auf 3m an eines heranzukommen (und zu filmen). Mir war zwar extrem mulmig, aber der Wildhüter erklärte uns, es bestünde keine Gefahr, weil wir im Gegenwind stehen und uns das Tier damit nicht riechen kann, und sehen tut es uns sowieso nicht, weil die fast blind sind.
    War aber eine wahnsinnige Begegnung, alleine aus dieser kurzen Entfernung das Schnauben zu hören - wirklich beeindruckend!
     
  18. Roland

    Roland Jungfuchs

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    1. März 2019
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    21
    @ naturefriend
    Ja, dass diese Tiere schlecht sehen, habe ich auch schon gehört. Aber bis auf 3m ran zu kommen, da hätte ich Fracksausen bekommen. Es ist schon ein toller Augenblick, wenn die Tiere beim Buhlen so schnauben und es immer wieder gefährlich aussieht, aber meistens drehen sie bei.

    Gruß
    Roland
     
  19. naturefriend

    naturefriend Reisefuchsforum Mod

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    "meist drehen die bei" - jo das stimmt, aber weißt du auch warum? Die Viecher haben nicht nur schlechte Augen sondern auch ein schlechtes Gedächnis! Die greifen an und 3 Sekunden später wissen sie nicht mehr warum, und drehen ab! Wenn du hinter einem Baum oder Busch stehst droht dir keine Gefahr, die Windrichtung ist ausschlaggebend. So hat es uns der Wildhüter erklärt, er hat sogar einmal eines gestreichelt. Soweit wär ich aber garantiert nicht gegangen, ich hatte auch so schon genug "Fracksausen".
     

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