7200 km auf Schienen durch Mittel- und Osteuropa

Dieses Thema im Forum "Europa Forum" wurde erstellt von Kitakinki, 15. Oktober 2013.

  1. Kitakinki

    Kitakinki Reisefuchsforum Legende

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    Die Auferstehungskirche war nie als Kirche gedacht, sondern als Denkmal. Mir hat sie nicht gefallen, ist innendrin vollgestopft mit Mosaiken und wirkt furchtbar künstlich. Man kann sich allerdings gut unauffällig an Reisegruppen (auch deutsche!) dranhängen, um ein paar Erklärungen zu hören. Der Weg vom Newski-Prospekt am Kanal entlang ist voller Souvenirstände mit Kitsch (passend zur Kirche...)

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    Die Eremitage von der anderen Seite der Newa aus gesehen. Die Kuppel rechts gehört zur St. Isaaks-Kathedrale, der spitze Turm zur Admiralität.

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    Vor dem Militärhistorischen Museum am Nordufer der Newa, gleich bei der Peter-und-Paul-Festung, gibt's Atomraketen zu sehen. Vermutlich aber ohne Inhalt... die Präsentation der Ausstellung im Museum ist sehr konservativ (interaktiv? Fehlanzeige!), vermittelt aber einen guten Überblick über die russische Heeresgeschichte. Wie in Russland bei solchen Museen üblich mit einem großen Teil über den 2. Weltkrieg, die Anzahl an Uniformen und Beutestücken aus der Wehrmacht war aber überschaubar. Das befindet sich größtenteils im Museum über die Belagerung Leningrads, auf der Südseite der Newa. Generell gibt's in Russland wohl viel mehr ****kram ausgestellt zu sehen als in Deutschland.

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    Für die Peter-und-Paul-Festung hatte ich mir den falschen Wochentag ausgesucht, die Kathedrale sowie Grabkapelle der Zaren waren geschlossen. Nicht weit von der Festung entfernt findet man allerdings das "Museum zur politischen Geschichte Russlands". Bis zur Sowjetzeit ist das einigermaßen ausgewogen und v.a. auch in Englisch ausgeschildert, danach wird's vorsichtig ausgedrückt etwas einseitig dargestellt :wink5:

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    Zuletzt bearbeitet: 11. September 2014
  2. Kitakinki

    Kitakinki Reisefuchsforum Legende

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    Sehr interessant ist ja auch die russische Art der Dachentwässerung. Wahrscheinlich weil normale Regenrinnen im Winter sofort zufrieren und dann das Wasser nicht mehr ablaufen kann... da hat der Spengler noch was zu tun!

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    Schlossplatz mit Alexandersäule und Eremitage. Da liefen auch noch zwei als Peter und Katharina verkleidete Gestalten herum, mit denen konnte man sich fotografieren lassen. Schließlich gibt's in Moskau auf dem roten Platz beim historischen Museum immer einen falschen Lenin oder Stalin.

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    Eine Schifferlfahrt auf der Newa für zwischendurch. Hat 250 oder 300 Rubel gekostet, Decken gab's auch (war ganz schön zugig), und man sieht die Stadt einmal von unten. Der Typ der da auf der Treppe steht schrie bei jeder Brücke laut "hinsetzen!" aufs Besucherdeck. Viel Luft war da nicht mehr :tongue5:

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    An der Kasaner Kathedrale kommt man auf dem Newski-Prospekt früher oder später vorbei. Früher war hier ein atheistisches Museum untergebracht, mittlerweile hat wieder die orthodoxe Kirche den Finger drauf. Außer einer Ikone der Gottesmutter von Kasan liegt hier auch das Grab von Feldmarschall Kutusow, der hat damals dem Napoleon eine auf den Rüssel gegeben.

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    Das berühmte Mariinski-Theater. Dahinter gibt's noch einen modernen Neubau in modernem Stil. Ob der in die Peterburger Altstadt passt, da streiten sich die Russen drüber... das nahegelegene Marinemuseum ist eine Empfehlung wert, sofern es denn irgendwann mal vollständig eingerichtet ist. Im letzten Herbst waren die Hälfte der Räume noch nicht zugänglich.

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    An der Nikolaus-Marine-Kathedrale bin ich täglich vorbei, die lag auf dem Weg von meiner Unterkunft ins Zentrum. Der obere (große) Teil ist nur zu Feiertagen zugänglich, nur der untere Teil ist ständig offen.

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  3. Kitakinki

    Kitakinki Reisefuchsforum Legende

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    Beim Saublasentreten war ich auch gewesen, ein richtiges Topspiel: CL-Gruppenphase, ZSKA Moskau gegen Viktoria Pilsen!
    Die ZSKA-Arena in Chimki war aufgrund von Rasenschäden nicht bespielbar, die Moskauer Stadien Luschniki und Dinamo schon im Umbau für die WM 2018. Da blieb dann in Russland nur noch das Petersburger Petrowski-Stadion übrig. Mein Gastgeber ist großer ZSKA-Fan und hat mich zum Spiel überredet. Davor gab es zu Hause erst einmal einen Schnaps. Dann waren wir etwas spät dran, Bus kam keiner, aber mit einem Privattaxi (Lada der Schreckliche!) waren wir grad rechtzeitig zum Anpfiff auf unseren Plätzen. Ausverkauft wars bei weitem nicht, pervers viel Polizei unterwegs (die Muskelmänner von OMON, zusätzlich noch SEKs mit Schutzpanzern, fast wie in Bayern :tongue5:), auf den Rängen eine Menge Armeeangehörige in Uniform (ZSKA ist der Armeesportverein). Was mich erstaunt hat waren die Preise im Stadion, 100 Rubel für einen halben Maiskolben, 150 Rubel für ein Cola.

    Die Respect-Banden haben niemanden zu einer Ehrenrunde mit Regenbogenfahne ermuntern können.

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    Das Spiel selbst war für mich als Unbeteiligten ganz nett anzuschauen, ZSKA hat gewonnen. Die Temperaturen waren schon recht frisch, aber was ein echter Ultra ist... eins-zwei-drei, oberkörperfrei!
    Auf dem Rückweg zu Fuß gab's dann bis zwei Uhr morgens noch diverse Schnäpse.

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    Hier sehen sie eine original russische Tankstelle.

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    In der ul. Dekabristow (beim Mariinski-Theater) gab's einen kleinen Laden mit einer großen Auswahl an Pelmeni.

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    Nachts werden die Brücken über die Newa zu verschiedenen Zeiten hochgezogen um Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Das ist zwar an jeder Brücke angeschrieben und der offizielle Touristenstadtplan hat eine Übersicht der Sperrzeiten, aber wenn während der weißen Nächte die Metro nicht mehr fährt und man auf die andere Newaseite will muss man warten.

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    Den Newski-Prospekt hatte ich mir ja als noble Einkaufsstraße mit Filialgeschäften ausländischer Luxusmarken vorgestellt. Die findet man allerdings eher im Gostiny Dwor auf der linken Seite. Da gibt's auch Pyshki, russisches Schmalzgebäck, von dem zumindest ich nicht mehr als fünf Stück essen kann.

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    Jetzt ist aber dann Schluss mit Piter. Die Fahrkarte für den Zug nach Kaliningrad war etwas umständlich zu kaufen, das ging weder über die DB noch über rzd.ru. Da der Zug durch Litauen verkehrt ist der Fahrkartenverkauf eingeschränkt, die Russen bekommen von im Zug mitfahrenden Litauern ein Transitvisum ausgestellt (kostenlos), man muss aber beim Kauf der Karte noch irgendeinen Wisch unterschreiben. In meinem Fall blieb da nur der Gang zu einer Agentur namens Realrussia in Moskau, der Kauf übers Internet war ebenso wie die Abholung in Moskau problemlos.
    Der schwarze Strich verdeckt Namen, Passnummer und Geburtsdatum.

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  4. naturefriend

    naturefriend Reisefuchsforum Mod

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    Saublasentreten :no3: - in unserer hochnologisierten Welt besteht heute die Wuchtel aus modernsten technologischen Materialien :becky:
     
  5. Kitakinki

    Kitakinki Reisefuchsforum Legende

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    Der Ball vielleicht, aber ob das Niveau der Spieler der "Königsklasse" angemessen war ist wieder ganz eine andere Frage :smilewinkgrin3:

    Jedenfalls geht's jetzt weiter nach Kaliningrad. Mittlerweile waren schon zwei Wochen meiner Reise vorbei, jetzt wurd's direkt stressig. Erst einmal mit der Tram 16 zum Witebsker Bahnhof!

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    Da habe ich dann noch ein bisschen das RZD-Wlan benutzt um die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges abzusitzen. In St. Peterburg gilt Moskauer Zeit und man muss beim Blick auf die Anzeigetafel nicht mitdenken. Zug 677 fährt übrigens dahin wo angeblich Väterchen Frost wohnt, nach Welikie Luki.

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    In der Abfahrtshalle stank es nach Kohlenrauch, damit wird im Waggon der Samowar beheizt. Das Rollmaterial von Zug 79 war schon etwas älter, es gab die üblichen roten Lederbezüge. Mit mir im Abteil war nur eine ältere Dame, welche in Kaliningrad wohnt und öfter zu ihrer Verwandtschaft nach Piter fährt.
    Der Speisewagen war leider ein neues Modell und furchtbar ungemütlich, alles in hellem Kunststoff. 150 Rubel für ein Baltika waren auch ein ordentlicher Preis. Meine Abteilgenossin hatte allerdings eine Unmenge an Keksen dabei, welche mir freundlich aber bestimmt aufgedrängt wurden. Die erinnerten mich ans Spritzgebäck meiner Oma, das ist auch so hart dass man es vor dem Essen in Kaffee oder Tee einweichen muss.

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    Da mein Waggon der letzte am Zug war konnte man wunderbar die eintönige Landschaft genießen. Die Schaffnerin kam da mal und wollte mich zusammenstauchen, hier sei rauchen verboten. Leider bin ich Nichtraucher :no3:
    Das war auch die erste Nacht im Zug bei der Durchschlafen möglich war. Weder war die Fahrzeit zu kurz, noch kam irgendein Grenzer oder Zöllner hinein und wollte meinen Pass sehen.

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    Um vier Uhr morgens wird die Grenze nach Weißrussland überquert, ohne weitere Kontrolle. In Witebsk stieg noch ein junger Litauer auf dem Weg nach Vilnius zu, der hatte von seinem Vater dort Bier mitbekommen und kannte die Freimenge nicht, also gab's gleich ein gehopftes Frühstück. Zollfrei sind übrigens 16 Liter, der hätte alles mitnehmen können!
    Der weißrussische Grenzbahnhof Gudogai besticht durch seine Rüben.

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    Sowie durch einen Duty-Free-Shop. Die Grenzkontrolle verlief ohne Probleme, war ja nur Ausreise. Die fehlenden Kontrollen zwischen Weißrussland und Russland können allerdings auch gefährlich sein, wenn man Richtung Osten fährt und das Transitvisum für Belarus früher beginnt als das für Russland. Da kann's dann bei der Registrierung oder der Ausreise Ärger geben, man hätte ja schon vor Gültigkeitsbeginn des russischen Visums ins heilige Russland einreisen können.

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    Die litauische Einreisekontrolle in Kena war für mich auch problemlos. Die Russen hatten vorher von einem mitfahrenden litauischen Konsularbeamten Zettel zum Einmaltransit ausgehändigt bekommen, da gibt's irgendein Abkommen zum Eisenbahntransit zwischen Litauen und Russland.

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    Der Zug steht insgesamt viermal für je 40 Minuten an diversen Grenzbahnhöfen. Im Sommer sind die Züge voll und dann wird die Zeit zur Kontrolle gebraucht. Mein Gastgeber in Vilnius (ein paar Tage später) arbeitet beim Zoll, laut ihm seien die Russen da oft während der Zugfahrt besoffen und die Posten als Grenzer in Kena oder Kibartai gar nicht so begehrt.

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    Die Schaffnerin hatte meine Fotografiererei schon mitbekommen und gemeint ich solle bei der Einfahrt ins Kaliningrader Gebiet nicht fotografieren, das sei nicht erlaubt. Zu sehen gibt's da eh nicht viel, die Ruine der alten Kirche von Eydtkuhnen/Tschernischewskoje (bis 1945 Endpunkt der preußischen Ostbahn, ab dort ging's nach St. Petersburg auf Breitspur weiter), Grenzanlagen mit Stacheldraht und Wachtürmen sowie ein potthässliches und viel zu großes Bahnhofsgebäude.
    Die eigentlichen Grenzkontrollen finden erst später in Nesterow (Stallupönen) statt. Auf dem Weg nach Kaliningrad gibt's dann brachliegendes Land und heruntergekommene Gebäude zu sehen. Die einzige größere Stadt vor der Ankunft ist Tschernjachowsk (Insterburg).

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    In Kaliningrad gab's dann erstmal eine Überraschung. Über Airbnb hatte ich eine Unterkunft gebucht und mit meiner Vermieterin auf Englisch kommuniziert. Jetzt konnte die aber bloß Russisch, denn ihr Sohn managt die Vermietung und übersetzt ihre Korrespondenz. Allerdings haben mich Sie und ihr Mann vom Bahnsteig abgeholt und gleich zur Schlafstatt verfrachtet. Mit nix po-russki ist man da verratzt und verkauft :tongue5: . Bin noch ein bisschen rumgelaufen, war beim Schachtelwirt und bin dann ins Bett.
     
  6. dexxao

    dexxao Welpe

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    Toller Bericht!

    Sehr interessant, danke.
    Wie ist es jetzt so in der Ukraine und Russland, wie ist die Stimmung??
     
  7. Kitakinki

    Kitakinki Reisefuchsforum Legende

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    Kaliningrad ist ganz schön hässlich. Dort wo früher das Schloss stand hat man später das Haus der Räte errichtet, allerdings ist das nur eine Bauruine. Die Lokalpolitiker überlegen schon seit Jahren was man denn damit machen könnte, man überlegt das Schloss wieder aufzubauen, aber passieren tut da nichts.

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    Die ehemalige Börse. Interessanterweise ist das Straßennetz von Kaliningrad fast gleich dem von Königsberg davor, man hat keine größeren Veränderungen vorgenommen.

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    Der Dom, nach 1990 wieder komplett saniert. Beinhaltet auch ein kleines Kant-Museum.

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    Das Grab Kants ist angeblich der Grund warum man den Dom nach 1945 nicht plattgemacht hat.

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    Das Gelände im den Dom ist heute ein Park, das Stadtzentrum liegt jetzt viel weiter nördlich in der Nähe des Nordbahnhofes.

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    In der Nähe des Domes hat man ein paar Häuser im alten Stil wieder aufgebaut, man darf sich davon aber nicht täuschen lassen, vom alten Königsberg existiert fast nichts mehr.

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    Das runderneuerte Friedländer Tor am südöstlichen Ende der Stadtmauer. Innendrin ist ein kleines Museum sowie ein Präsentation mit Fotos aus der Zeit vor 1945, da wurde versucht die Altstadt realistisch nachzubauen. Überhaupt wird das deutsche Erbe in Kaliningrad sehr gepflegt.

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  8. Kitakinki

    Kitakinki Reisefuchsforum Legende

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    Am ehemaligen Stadtpark kann man ein Stück auf der alten Stadtmauer laufen.

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    Ohne ihn geht natürlich gar nichts.

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    Ohne ihn auch nicht: Michail Kalinin, Namensgeber der Stadt.

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    Das Brandenburger Tor. Da fährt keine Trambahn mehr durch, und überhaupt fahren kaum noch Trambahnen da das Netz und der Fuhrpark total marode sind. Eine Fahrt lohnt sich trotzdem, bei dem Dahingeschleiche kann man schön erste Eindrücke sammeln.

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    Die ehemalige Reichsbahnbrücke am Holländerbaum.

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    Der Hauptbahnhof wurde noch zu Weimarer Zeiten gebaut und ist im wesentlichen unverändert.

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    Neben dem Hauptbahnhof gibt's noch den Nordbahnhof, der liegt näher am Stadtzentrum und bietet Verbindungen an die Ostseeküste. Das Zugangebot im Oblast Kaliningrad ist sehr dünn, ich wollte einen Tag nach Sowetsk (Tilsit) fahren, aber da gab's nur einen Zug morgens von Sowetsk nach Kaliningrad und abends einen zurück.

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    Daher bin ich dann nach Swetlogorsk (Rauschen) an die samländische Steilküste gefahren. Bernstein habe ich nicht gefunden und den hässlichen Aufzug da hätts auch nicht gebraucht. Der obere Teil der Küste wird massiv mit Wohnanlagen für betuchte Urlauber zugebaut, im Ort gibts Stände mit Souvenirs aus Bernstein. Die Hauptsaison war zum Zeitpunkt meines Besuches allerdings schon vorbei.

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    Schmeckt ziemlich fad, nicht zu empfehlen.

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    Königsberger Klopse im deutschen Restaurant Zötler, direkt am Siegesplatz. Hatte ich noch nie gegessen, in Bayern ist das nicht so üblich und ich habe auch keine Vertriebenen in meiner Verwandtschaft. Weiss auch nicht so recht warum ich überhaupt nach Kaliningrad gefahren bin, aus Sentimentalität sicher nicht.

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  9. Kitakinki

    Kitakinki Reisefuchsforum Legende

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    Es gibt in Kaliningrad übrigens nach wie vor eine kleine deutschsprachige Gemeinde sowie eine Informationsagentur mit ausufernder Berichterstattung, auch aus dem restlichen Russland: Informationsagentur Kaliningrad-Domizil - Nachrichten, Neuigkeiten, Informationen, Aktuelles aus Kaliningrad Kaliningrad-domizil
    Ist verständlicherweise russlandfreundlich eingestellt, aber für einen Überblick ganz gut. So muss man sich Nachrichten aus Russland nicht in zig Blogs zusammensuchen. Gefühlt nimmt auch die Anzahl der Artikel ab bei denen ich heftig ragieren muss.


    Das hier war mal das Polizeipräsidium in der General-Litzmann-Straße.

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    Der Hansaplatz heißt heute Platz des Sieges und ist das Zentrum der Stadt. Zwischendrin hieß er auch mal Adolf-Hitler-Platz. Links das ehemalige Land- und Amtsgericht, rechts das Hauptgebäude des Nordbahnhofs.

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    Natürlich nicht ohne Obelisk mit rotem Stern drauf.

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    Laufen auf den Gleisen ist gefährlich!

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    Von Kaliningrad gings dann mit dem Zug namens Jantar (Bernstein) zurück nach Vilnius. Da die Fahrt "nur" 6 Stunden dauerte hatte ich Großraumschlafwagen gebucht. Zum Schlafen würde ich die länglich am Gang positionierten Betten nicht empfehlen, zum Sitzen ging's einigermaßen. Die Grenzkontrollen dauerten wieder ewig, es gab ein bisserl Trara. Die Russen bekommen bei der Einreise nach Kaliningrad nur einen Passierstempel in den Pass, Nichtrussen einen Stempel mit Einreisepfeil rechts vom Datum (wie beim Stempel aus Suzemka an der ukrainischen Grenze). Den hatte die Grenzerin bei der Einreise in Nesterow aber vergessen. Die Grenzer im Waggon haben dann ein bisschen rumdiskutiert bis ein älterer Zöllner mit Deutschkenntnissen kam, der hat mich etwas ausgefragt und dann ging die Reise weiter.

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    In Vilnius habe ich dann einen Tag genutzt um mir die Burg von Trakai anzusehen. Das ist nur eine kurze Fahrt mit dem Zug, Vilnius selbst hatte ich im April zuvor schon erkundet. Meine Gastgeberin war ganz verdattert, warum jemand zweimal in einem Jahr nach Litauen kommt. Warum denn nicht, ist ein nettes Städtchen.

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    Im Sommer ist Trakai sicher noch schöner.

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    Die litauische Eisenbahn hat vor einigen Jahren angefangen den Wagenbestand zu erneuern. Zum Glück war im Schkoda noch ein Schitschplatsch frei.

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    Am nächsten Tag ging's dann mit dem ersten Zug des Tages weiter nach Minsk. Die litauische Ausreisekontrolle findet am Bahnhof statt, der Bahnsteig ist dann abgesperrt. Die Zugfahrt nach Minsk dauert nur drei Stunden, auch die weißrussischen Kontrollen finden nach Gudogai während der Fahrt statt. Anstatt dem dreiteiligen PESA-Triebzug sind im Buchungssystem drei russische Großraumschlafwagen hinterlegt, die Platzzuteilung stimmt also hinten und vorne nicht.

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    Minsk selbst war an dem Tag sehr trist und kalt. Wenige Leute auf den Straßen (auch später unter Tags), viel Polizeipräsenz, die Straßen aufgeräumt und sauber.

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    Die Sowjettradition wird in Weißrussland hochgehalten, es gibt zwei Museen über die Geschichte der Heldenstadt Minsk, wieder mit viel echter Beute aus Wehrmachtsbeständen.

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    Lenin gibts auch. Und viele hübsche junge Frauen.
    Der weißrussische Rubel ist ja so ein Inflationsgeld, ein Euro war damals ca. 13.000 Rubel. Es gibt nur Papiergeld, der größte Schein ist 200.000 Rubel = 15 Euro wert. Da hat man immer eine dicke Brieftasche. Von meiner am ATM abgehobenen Million gab's dann einen Bettvorleger mit weißrussischem Wappen, wenn man dort Menschenrechte mit Füßen tritt wird daheim eben der Spieß umgedreht. Leider hat den mittlerweile mein Kater durch ständiges Krallenwetzen zerstört.

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    Abends habe ich dann den Nachtzug nach Warschau genommen. Fahrtzeit ca. 8 Stunden, allerdings zwischendrin zweimal Grenzkontrolle und Umspuren in Brest. Mit Schlafen ist also nicht viel.

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    Das Rollmaterial war quasi neu. Zum Glück kam in mein als Double gebuchtes Abteil kein anderer Gast, die anderen Abteile waren alle mit je drei Leuten belegt. Im Nebenabteil war einer so besoffen, der konnte gar nicht mehr gescheit Laufen und ist schon daran gescheitert die Abteiltür zu öffnen. Nach ein paar Minuten hat sich die Schaffnerin erbarmt und ihm den Unterschied zwischen Klinke und Türangel gezeigt. Wenn so einer mit dir im Abteil ist und dem haut's dann die ganze Soß raus, das stell ich mir nicht so toll vor.

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    In Warschau dann unausgeschlafen ein Spaziergang um den Zentralbahnhof. War feig und habe mich nicht getraut des ersten Zug nach Berlin zu buchen, 10 Minuten Umsteigezeit war eng. Hätte aber geklappt. Also ein Frühstück beim Schachtelwirt eingenommen und die Zeit vertrödelt.

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    Schon fast daheim.

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    Nach einmal umsteigen in Berlin (wobei einer Freundin eine Flasche Wodka aus Brest übergeben wurde) und noch einmal umsteigen in München-Pasing war ich tatsächlich wieder daheim. Der Weg von Vilnius nach München geht sicher auch direkter, aber das wär ja langweilig.

    Und falls es niemandem aufgefallen ist: Reiseberichte werden nicht besser wenn man sie ewig schiebt :tongue5:
     
  10. Nancy

    Nancy Guest

    Beeindruckend

    Deine Bilder sind wirklich toll. Ich habe auch einmal über eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn nachgedacht. Besonders interessieren würde mich mal eine Zugreise durch Skandinavien. Ich kann mir vorstellen, dass es besonders schön ist, den Norden so gemächlich zu erkunden. :yes3:
    Planst du denn deine Reisen immer ganz genau im Voraus oder lässt du dir genug Zeit für spontane Ausflüge?
     

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