Japan im Hochsommer - August 2019

Der eigentliche Grund für die frühe Ubahn war aber nicht mein Bruder (der wurde in Business hochgestuft! Ist mir noch nie passiert! Und gebucht hatte ich, wahrscheinlich ist meine Chance auf ein Upgrade jetzt für immer dahin ) sondern mein eigener Anschlussflug nach Sapporo. Die gesamtjapanische Lufttransport-Aktiengesellschaft fliegt von KIX nur zweimal pro Tag.



Am Flughafen Chitose hat mich ein Fernsehteam abgepasst. Etwas überraschend, der Ausgang für internationale Flüge ist nämlich woanders.
Die Fernsehsendung "Why did you come to Japan" ist recht bekannt, allerdings braucht man da schon ein spezielles Hobby. Schwerter sammeln, Sumoringer werden wollen, in den Bergen von Akita Jäger spielen, Kimono kaufen etc: https://www.tv-tokyo.co.jp/youhananishini_eg/
Mit dem Auto durch Nordhokkaido fahren und Countrysigns abklappern war nicht spektakulär genug, habe keinen Rückruf bekommen, durfte mir dann aber von meiner Dominabekannten aus Nagoya anhören ich hätte doch sie erwähnen sollen, dann wären wir ins Fernsehen gekommen
(Glaube ich aber nicht, die Sendung lief ursprünglich mal mitten in der Nacht, ist aber schon seit einigen Jahren im Vorabendprogramm, da verbieten sich solche unanständigen Themen).



In Sapporo ging es nach einem Mittagessen mit einer Bekannten weiter nach Asahikawa.



Von dort mit dem Bummelzug (war voll mit Schülern, musste stehen) weiter bis nach Shibetsu (士別, nicht mit dem 標津 in Osthokkaido verwechseln ).



Eigentlich wollte ich etwas weiter nördlich in Nayoro übernachten, da war aber nichts frei. Nordhokkaido hat im Vergleich zum Rest der Insel nur wenig touristische Infrastruktur, es gibt abgesehen von den Inseln Rishiri und Rebun keine Nationalparks welche Touristen anziehen und Investitionen in Hotels verursachen würden.
Außer dem Ramenladen (und der Pachinkohalle) hatte da dann auch nichts offen. Das sind so Ecken, da ist man als Ausländer noch ganz allein.



Mein Hotel hatte ein angegliedertes Badehaus. Der Reisepass wurde nicht verlangt -> da kommen wirklich keine Ausländer her.



Guten Morgen Shibetsu!
Beim Toyotahändler in der Nähe habe ich mir dann für für zwei Tage einen Toyota Wizz ausgeliehen.



Das erste Countrysign am Tempoku-Pass!
Pass ist etwas übertrieben, sind nur 310 m ü. NN.



Die Nayoro-Hauptbahn wurde 1989 aufgegeben. Am ehemaligen Bahnhof Kami-Okoppe sind ein Waggon, ein paar Signale und das Bahnhofshäuschen erhalten.



Die Tafel mit den Fahrpreisen ist auf 1 4 1 datiert, heißt: 1. April Heisei 1 (1989). Einen Monat später war Schluss.

 

In Okoppe ist eher tote Hose.



Am ochotskischen Meer gibt es in Omu eine Aussichtsplattform.
Auf der Straße am Meer entlang bin ich immer mal wieder an bepackten Ausländern auf Fahrrädern vorbei, die haben wohl grad eine Inselumrundung gemacht.



Das Countrysign von Sarufutsu zeigt zwei Ereignisse aus den 1930er Jahren: Ein Unterseekabel zum damals japanischen Sachalin (Karafuto) sowie das Denkmal für den 1939 auf Grund gelaufenen sowjetischen Gefangenentransporter Indigirka.



Diese japanischen Bauernhöfe sehen manchmal recht heruntergekommen aus.



Könnte auch bei mir um die Ecke sein.



45 Grad Nord, die gleiche Breite wie Turin in Italien.



Am südlichen Ende der Präfekturstraße 106 mündet der Fluss Teshio nach einem langen Haff in das japanische Meer. Links und rechts der Straße wachsen Hagebutten. Habe etwas im Internet gesucht, die Japaner wissen aber anscheinend nicht was man mit den Samen für tolle Streiche spielen kann.
Liegt vielleicht daran dass die nur in der Pampas von Nordhokkaido wachsen.



Zum Abendessen ging's in das "Zentrum" von Teshio hinein.



Das mit Gemüse gefüllte Schnitzel war sehr fein, solide Hausmannskost.



Das Hotel und der Campingplatz daneben waren nicht voll, aber dennoch gut gebucht. Hauptsächlich Rad- und Motorradfahrer, beim Frühstück habe ich auch eine Familie gesehen die dem Outfit nach wegen einer Beerdigung nach Teshio gekommen ist.



In der Nähe von Embetsu. Da gibt's das nördlichste Reisfeld Japans. Das Wetter war leider sehr bescheiden.

 

Der Weiler Kotanbetsu bei Tomamae. Das Regen wurde immer stärker, zu sehen gab's nichts außer einem Eis beim Seicomart.



In Horokanai wurde 1978 die japanische Rekord-Tiefsttemperatur gemessen.



Die Mobilfunk-Netzabdeckung ist in Japan weitgehend lückenlos, Grund: An exponierten Orten wie hier dem Kiritachi-Pass stehen Sendemasten mit einem Notstromaggregat.



Horokanai ist für seine Soba-Nudeln bekannt. Hier das einzige Restaurant im Umkreis von 30 km, im Weiler Soeushinai.



Der Shumarinai-See ist Japans größer Stausee und speist seit 1943 ein Wasserkraftwerk.



Bis zur Rückgabe des Mietwagens war noch etwas Zeit, das Heimatmuseum von Nayoro hat neben dem üblichen Krimskrams auch eine Dampflok herumstehen.
Mir hat's dann aber gereicht, alleine durch die Pampas fahren ist nett, aber wenn man wegen dem schlechten Wetter wirklich nur herumfahren kann auch ermüdend.



Im Bahnhof Shibetsu.
Die Einwegmiete wäre relativ teuer gewesen, habe das Auto daher in Shibetsu zurückgegeben.



Hotels in Sapporo waren nur sehr spärlich und überteuert verfügbar, günstiger wurde es erst weit außerhalb in Tomakomai oder Takikawa. Habe daher ein billiges AirBNB in Kotoni gemietet, 10 Minuten mit der Ubahn vom Odori-Park entfernt.
Die Beschilderung war da noch "Original".

 

Das Engrish wird seltener, manchmal findet man aber noch solche Perlen.



Am Bahnhof Shin-Yubari habe ich kurz vor Ende der Melonensaison noch ein Prachtstück ergattert.



Für 25 Euro. Da muss man warten bis sich die Melone überall gelblich verfärbt, war leider noch nicht ganz so, trotzdem fein. Sehr süß. Mit den Melonen aus dem Supermarkt in Deutschland gar nicht zu vergleichen.



Von Sapporo aus hatte ich dann eine Inlandsflug nach Niigata gebucht.
Hier die Shimokita-Halbinsel in der Präfektur Aomori.



Der Flughafen Odate-Noshiro.



Am Flughafen Niigata.
Von dort gibt es einen Kleinbus zum Fährterminal.



Zum Ende der Reise hin habe ich noch einen Freund auf der Insel Sado besucht.

 

Mein Spezi wohnt auf der Westseite der Insel in einem alten Bauernhaus. Sehr ländlich.





Mit Reisterassen, die sind für Japan eher unüblich.



Sein zotteliges Katzenvieh hat sich gleich auf meiner Tasche breitgemacht.



Von seinem Haus aus geht eine schmale Straße den Berg hinauf, leider nirgends mit guter Aussicht auf den Sonnenuntergang.



Haben uns dann in einer Kneipe ziemlich betrunken. Dieses Mal ohne Sake, daher ist es nicht ausgeartet und niemand musste spucken.



Da das Bauernhaus nur Schiebetüren hat und man diese bei der Sommerhitze zwar schließen kann, dann aber zerfließt, hatte sich die Katze über Nacht im Bett breitgemacht.



Das Auto stand noch an der Kneipe. Mit dem Taxi heim heißt auch mit dem Taxi wieder zum Auto, der Taxifahrer fand das Bauernhaus nicht, sind ihm dann ein bisschen entgegengelaufen.



Der Kimpoku ist mit 1172 m der höchste Berg Sados. Auf dem Gipfel befindet sich eine mittlerweile nicht mehr genutzte Radarstation der Luft-Selbstverteidigungsstreitkräfte.

 

Die Nordseite der Insel ist nur spärlich bewohnt da bergig und bewaldet. Folgt man der Küstenstraße so gibt's außer Postämtern nur ab und zu mal einen kleinen Supermarkt.



Am Futatsugame ("zwei Schildkröten")-Fels gibt's ein im Sommer geöffnetes Hotel.



Am Onogame-Fels ist Schwarzfischen verboten.



Idyllisch, aber viel los ist da nicht.



Mein Spezi kommt aus Sawata auf der Westseite der Insel und meinte beim passieren der Weiler öfter: "Ach hier ist das." Später gab's beim Abendessen mit seiner Familie lange Diskussionen dass man da ja nie hinkomme, und die Leute da würden lieber unter sich bleiben. Als ob das auf Sado nicht überall so wäre



Butter aus Sado, 200 g für 1000 Yen.



Feigen aus Sado. Schmecken nach gar nichts.
In Japan gibt es kleine Glyzerineinläufe namens "Ichijiku", "Feige", da vor allem die Japanerinnen wegen dem Reis und dem Sesam oft Verstopfungen haben.



Die zweite Katze meines Spezis.

 

Von Sado nach Nagoya, da ist man fast den ganzen Tag unterwegs und muss einmal quer durch Honshuv.



Zuerst eine Stunde mit dem Bus von Sawata nach Ogi, auf die Südseite der Insel.



Die Haupt-Fährverbindung nach Sado ist von Niigata aus, nach Ryotsu. Der zweite Korridor von Naoetsu nach Ogi wird nicht ganzjährig betrieben.



Der Andrang hielt sich im Rahmen, zwei Rentner-Reisegruppen und ein paar Geschäftsleute.



Der Korridor nach Naoetsu wird mit einer Hochgeschwindigkeitsfähre befahren, einfach ca. 90 Minuten.



Vom Hafen in Naoetsu gibt es einen Bus zum Shinkansen-Bahnhof Jôetsumyôkô. Der steht noch auf der grünen Wiese und wird drumherum erst so allmählich bebaut. Richtung Kanazawa ist der Anschluss etwas knapp, geht sich gerade so aus. Richtung Tokio ist mehr Zeit.



Auf den Frischetüchern im Shinkansen wird für den Männer-Schönheitssalon "Dandy House" geworben. Die Japaner nennen das "Mens esthe", ein Leihwort aus dem Englischen, von "esthetician". Da kann man sich z.B. enthaaren lassen und sieht dann so aus wie auf der Packung.



Umstieg in Nagano.



Ankunft in Nagoya war dann erst Abends. Als Hotel hatte ich eine Schuhschachtel im zentralen Ausgehbezirk Nishiki.



Die Ubahn in Nagoya habe ich immer als ein bisschen müffelig in Erinnerung.

 

Der zusätzlichen Freizeit im Heimunterricht kam das zufällig beim Aufräumen gefundene Patrizier II in den Weg, daher hat's jetzt etwas gedauert mit dem nächsten Teil



Nach einer Shisha und einem Besuch im Onsen mit meiner Bekannten zu Nagoya ging's nach Tokio, für die letzten beiden Nächte hatte ich ein neuerrichtetes Hotel am Bahnhof Keikyu-Kamata gebucht, nah zum Flughafen Haneda. Also Gepäck abgegeben und weiter nach Shinjuku, zu einer anderen Bekannten. Am preiswertesten wäre es gewesen nach JR-Kamata zu laufen und dann via Shinagawa nach Shinjuku gefahren, da mit dem JR-Pass abgedeckt. Nun ist der Weg von Shinjuku bis zum Fûrin Kaikan aber recht weit, also eine andere Route gewählt. Erstmal mit der Keikyu-Bahn bis Sengakuji.



Ab Sengakuji wird die Keikyu-Bahn zur städtischen Asakusa-Ubahn. Die Präfektur Tokio betreibt vier eigene Ubahnlinien, diese entstanden ab 1960 parallel zum Netz der damals u.A. vom Verkehrsministerium betriebenen Teito-Ubahn (heute Tokyo Metro).



In Mita muss man dann bis Jimbochô in die Mita-Ubahn umsteigen.



Ab Jimbochô in die Shinjuku-Ubahn, die wurde in schottischer Spurweite von 1372 mm gebaut um Durchbindung der Züge in's Netz der Keio-Bahn nach Hachiôji zu ermöglichen.
In Kudanshita befindet sich übrigens der Yasukuni-Schrein.



Eigentlich hatten wir vor dem Fûrin-Kaikan ausgemacht, allerdings standen da Kundenwerber für unredliche Etablissements davor, habe mich dann gegenüber beim 7/11 untergestellt, es hat geregnet.
"Fûrin" heißt Windglöckchen, wenn man das U verkürzt und "Furin" draus macht heißt es Fremdgehen. Im Kaikan (Versammlungshaus) sind Host- und Hostessenclubs untergebracht, das Bijinchaya (Teehaus der Schönheiten) ist auch sowas.

 

Der letzte Tag: Auf der Koumi-Bahn in der Präfektur Yamanashi.



Der Fuji "von hinten".



Die japanische Telekom NTT betreibt in Musashino bei Tokio ein Museum. Die Öffnungszeiten sind etwas spärlich, wollte schon länger mal da hin, hat sich aber nie ausgegangen.



So ziemlich alles was irgendwann mal bei NTT benutzt wurde ist da ausgestellt.



Moderne Telefone zum Beispiel.



Das Schultertelefon war 1985 der letzte Schrei. 200.000 Yen Kaution (2200 Mark), monatlicher Grundpreis 26.000 Yen (300 Mark), 40 Minuten Akku für Gespräche.
Die Komikerin Hirano Nora hat das vor drei Jahren wieder "populär" gemacht. Ihre Wortspiele mit Ausdrücken aus den 80ern sind etwas speziell, der Oberschul-Tanzclub einer Schule aus Osaka hat mit einer Choreografie zu "Dancing Hero" von Oginome Yoko auch Frau Hirano zu größerer Popularität verholfen:

 

Durch die ständige Hitze war der Flüssigkeitsbedarf größer als bei meinen Reisen im Frühling oder Herbst. Puren Tee finde ich in der Menge unangenehm, Suntory hat eine mit Wasser gestreckte Variante verkauft, war optimal.

Der dem NTT-Museum am nächsten gelegene Bahnhof ist eigentlich Mitaka, bin aber mit dem Bus bis nach Kichijoji und dann in die Inokashira-Bahn nach Shibuya. Während der Reise ist mir irgendwo mein Kopfhörerkabel abhanden gekommen, in mehreren Elektronikmärkten war aber kein 3,5/2,5 mm Audiokabel aufzutreiben. Die Gegend um den Bahnhof Shibuya war voll von Touristen, frage mich was die da alle wollen, so toll sind die Einkaufsmöglichkeiten auch nicht. Meine ersten Japanbilder von 2008 wirken da wie aus einer anderen Welt.

Nach einem kurzen Abstecher mit Dusche im Hotel habe ich das Kinoprogramm durchgeschaut und mir am Bahnhof Kawasaki den diesjährigen Pazifikkrieg-Schinken angesehen.



"Der große Krieg des Archimedes", basiert auf einem noch nicht vollendeten Manga, ein Mathematikgenie soll seine Fähigkeiten in den Dienst der kaiserlichen Marine stellen.
Die Besetzung war mir Suda Masaki, Tachi Hiroshi, Kunimura Jun (der hat seine Uniform in Emmerichs Midway nochmal aufgetragen), Kohinata Fumio und Hachitsume Isao sehr hochkarrätig.





Die Keikyu-Bahn hatte den Betrieb schon eingestellt, JR fuhr allerdings noch, so war's möglich bis JR-Kamata zu fahren und noch 20 Minuten zum Hotel zu laufen. Kamata ist ziemlich schmuddlig, besonders nachts um eins.



Anstatt der Keikyu-Bahn (die ab Kamata dicht gepackt ist) habe ich die Bushaltestelle fast direkt vor dem Hotel genutzt. Die Fahrzeit ist etwas länger als mit der Bahn, der Bus aber nicht so voll.



Ein richtiges Sauwetter.



In Frankfurt, beim warten auf den Anschlussflug nach München. Nach einem Monat mal wieder ein Bier mit Hopfen drin.

Mein Plan für den nächsten Japanbesuch im Herbst ist durch Corona unsicher bis unmöglich. Provisorisch sind daher ein Fächerahorn und zwei Kirschbäume in den Garten gekommen. Mehr wurde von der Regierung leider nicht genehmigt